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Lahme Masche im Wahlkampf
Tomas Morgenstern ist gespannt, wie sich der BER im Alltag so schlägt.
Melancholie lag in der Luft, als sich Rainer Bretschneider als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft verabschiedete. Nach endlosen Pannenjahren ist der BER in Betrieb - aber wegen der Pandemie nicht so, wie erhofft. Das Feld ist bestellt, doch die Früchte werden nun andere ernten?
Der Flughafengesellschaft ist sehr wohl bewusst, dass mit dem wiederauflebenden Flugverkehr eine weitere Herkulesaufgabe auf das neue Führungspersonal zukommt: BER und Betreibergesellschaft müssen sehr bald auf eine solide finanzielle Basis gestellt werden, um wirtschaftlich überleben zu können. Das wird alle drei Gesellschafter - Berlin, Brandenburg und den Bund - viel Geld kosten. Eine Zumutung für alle Steuerzahler, über die man kurz vor Wahlen lieber schweigt.
Wer sich daran nicht hält, begeht Tabubruch. Richtig eingesetzt, kann der einem im Wahlkampf vielleicht nutzen. Sebastian Czaja von der FDP scheint das riskieren zu wollen, wenn er unter Verweis auf die riesigen Kosten, die der chaotische Flughafenbau verursacht hat, eine vermeintlich anhaltende Pannenserie am BER skandalisiert. Keine Frage: Regeneinbrüche im Terminalgebäude, Fehlalarme der ewig bespöttelten Brandmeldeanlage und ähnliche Technik-Macken sind peinlich. Andererseits: Der Bau steht seit zehn Jahren - eine komplexe Infrastruktur altert und produziert Defekte, die abzustellen sind. Fast vier Monate sind seit Bekanntwerden der Pannen vergangen. Dass ihren Ursachen zu Leibe gegangen wird, daran ließ die Finanzverwaltung des Senats in ihrer Antwort auf Czajas Anfrage keine Zweifel aufkommen.
BER-Finanzexpertin als Chefin gehandelt. Aletta von Massenbach könnte an die Flughafenspitze wechseln
Gut möglich, dass es der BER in den Wahlkampf schafft - weil er Steuermil᠆liarden verschlingt und der klimaschädigenden Luftfahrt dient. Der FDP-Politiker scheint da mal wieder ein Händchen für das falsche Thema zu haben.
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