Obdachlose fürchten Räumung

Deutsche Bahn will Camp in Friedrichshain räumen lassen - Proteste gegen Verdrängung

  • Moritz Aschemeyer
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Obdachlosenlager hinter dem Ring-Center in Friedrichshain bleibt vorerst weiter bestehen. Die Netz AG, Eigentümerin des Geländes und hundertprozentige Tochter der Deutschen Bahn, hatte in der Vergangenheit mehrfach angekündigt, die Fläche räumen zu lassen. Zuletzt war die Aktion für Anfang dieser Woche angekündigt worden. Auf dem Gelände leben derzeit einige Dutzend Wohnungslose, teils in selbst gebauten Unterkünften und Zelten, teils in Wohnwagen. Im Eingangsbereich ist ein Teil des Geländes an die Stadtmission vermietet, die dort in der Traglufthalle »Hallelujah« seit 2015 eine Notunterkunft betreibt, die derzeit geschlossen ist.

In diesem Bereich möchte der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg in Abstimmung mit Senatsverwaltung und Stadtmission einen sogenannten »Safe Place« für Wohnungslose einrichten. Ein Konzept dazu wurde im Rahmen der Strategiekonferenz Wohnungsnotfallhilfe vorgestellt, die vergangene Woche zu Ende ging (»nd« berichtete). Es bestehe das Angebot, die Gruppe von Wohnwagenbewohner*innen, die seit Langem auf dem Bahngelände lebe, in dieses Projekt einzubeziehen, heißt es dazu auf nd-Anfrage vom Bezirk. Die Stadtmission führe diesbezüglich Gespräche mit den Bewohner*innen. Was mit den anderen Wohnungslosen geschehen wird, ist unklar.

Um eine mögliche Räumung zu verhindern, hatte die Berliner Obdachlosenhilfe für Montagfrüh zu einer Kundgebung unweit des Eingangs des Bahngeländes aufgerufen. Bereits am Freitag war es zu Protesten vor dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg gekommen. Insgesamt versammelten sich am Montag um die 40 Personen, um für den Erhalt der »Platte« zu demonstrieren. Die Obdachlosenhilfe war mit einem Stand vertreten, an dem sie Essen und Kaffee für die Anwesenden bereitstellte. Freiwillige kontrollierten auf dem Areal, ob es nicht doch unbemerkt zu Räumungsversuchen kommt. Auch hier wurde Essen und Tee an die Bewohner*innen des Geländes verteilt.

Frieder Krauss, ein Vertreter der Berliner Obdachlosenhilfe, beklagte gegenüber »nd« die unklare Situation der dort lebenden Wohnungslosen. »In der letzten Woche war die Polizei immer wieder auf dem Gelände und hat die Bewohnerinnen und Bewohner unter Druck gesetzt, das Areal zu verlassen und mit Räumung gedroht«, so Krauss. Die Obdachlosenhilfe setze sich dafür ein, dass dauerhafte Perspektiven geschaffen werden, und fordert, dass gegenüber den Bewohner*innen klar kommuniziert wird. »Das Hin und Her sowie der ständige Druck haben bereits dazu geführt, dass viele Leute aus Angst ihre Platte hier verlassen haben. Sie stehen jetzt ohne Bleibe und Unterstützung noch schlechter da als vorher.«

Letztendlich blieb die Räumung vorerst aus - zumindest für diesen Tag. Ein Bahnsprecher erklärte auf Anfrage, dass man in Abstimmung mit allen Institutionen und Behörden ab dem 14. Juni räumen werde. Als Gründe gab er Sicherheitsbedenken sowie nicht eingehaltene Brandschutzbestimmungen an. Die Bahn brauche die Fläche zudem für anstehende Baumaßnahmen, so der Sprecher.

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