Greenpeace-Protest wird zum Eigentor
Zwei Verletzte bei glimpflichem Gleitschirmabsturz in München
München. Das erste Eigentor in München schoss nicht Mats Hummels. Es war die Umweltorganisation Greenpeace, deren missglückte Protestaktion vor dem EM-Spiel Deutschland gegen Frankreich beinahe tragische Folgen gehabt hätte. Nur mit Glück passierte bei der Notlandung eines Motorgleitschirmfliegers nichts Schlimmeres. Und obwohl Greenpeace hinterher zu Kreuze kroch, hat der Vorfall Konsequenzen.
Münchens Polizeipräsidium teilte am Mittwoch mit, dass gegen Piloten aus Pforzheim wegen »Verstoßes gegen das Luftverkehrsgesetz, gefährlicher Körperverletzung, Gefährdung des Luftverkehrs und Hausfriedensbruchs« ermittelt wird. Die Polizei will nun die Luftüberwachung bei der EM mit Hubschraubern intensivieren. Zudem gerät Greenpeace als Organisation ins Visier. Schließlich führt das für »politisch motivierte Organisationsdelikte« zuständige Kommissariat 43 die weiteren Untersuchungen.
Der gegen Verbrennungsmotoren des EM-Sponsors VW gerichtete Protest geriet derweil komplett in den Hintergrund. Friedrich Merz (CDU) nutzte den Vorfall stattdessen auf Twitter für seine Forderung, die Gemeinnützigkeit von Greenpeace untersuchen zu lassen.
Der Flieger war am Dienstagabend unmittelbar vor dem Anpfiff nur mit Mühe heil auf dem Rasen der Arena gelandet. Eigentlich wollte der Pilot laut Greenpeace »lediglich« über das Stadion fliegen und einen gelben Ballon auf den Rasen herablassen. Aufgrund eines technischen Problems verlor der Schirm aber an Höhe, streifte ein Drahtseil und musste notlanden. Dabei erlitten zwei Männer Verletzungen. Beide konnten die Klinik mittlerweile wieder verlassen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder kündigte Konsequenzen für den Aktivisten an. »So was ist kein Kavaliersdelikt«, sagte der CSU-Politiker im BR. Auch das Polizeipräsidium München betonte, »dass es keinerlei Verständnis für solche Aktionen« habe, bei denen »eine erhebliche Gefährdung von Menschenleben in Kauf genommen wird«.
Das Leben des Piloten war offenbar auch aus einem anderen Grund gefährdet. Nur aufgrund der Beschriftung »Greenpeace« hätten die Scharfschützen nicht eingegriffen, behauptete Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. »Wäre die Polizei zur Einschätzung gekommen, dass es sich um einen Terroranschlag handelt, hätte der Flieger die Aktion möglicherweise mit seinem Leben bezahlen müssen.«
Greenpeace bat derweil am Mittwoch erneut um Verzeihung: »Wir möchten die beiden Personen, die zu Schaden gekommen sind, um Entschuldigung bitten. Und wir stehen dafür auch gerade«, sagte ein Sprecher.SID/nd
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