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Unfreundlich bei der Pandemiebekämpfung
Impfstoffmangel, Aufklärungsfehler und unsensibles Personal sorgen für Ärger über Impfzentren
Dörte Lerp war geschockt, als sie ihren lang erwarteten Impftermin in dieser Woche endlich wahrnehmen konnte. Die 44-Jährige ist stillende Mutter eines fünf Wochen alten Babys. Aber das Impfzentrum am ehemaligen Flughafen Tegel liegt für die Neuköllnerin nicht um die Ecke. Lerp rief die Impfhotline an und fragte nach, ob sie ihre kleine Tochter mitnehmen könne. Die Antwort: »Nur im Notfall, wenn es gar nicht anders geht«, hieß es dort. Wie soll es anders gehen, mit einem so kleinen Säugling, dachte sich Dörte Lerp und machte sich auf dem Weg zum Impfzentrum.
»Als ich ankam, sagte mir ein Securitymitarbeiter sehr unfreundlich, dass ich mit dem Kind sicher nicht reinkäme«, berichtet Lerp. Die Impfhotline habe »Blödsinn« erzählt, heißt es. Ein Mitarbeiter des Impfzentrums habe ihr dann erklärt, dass sie zu ihrer Hausarztpraxis hätte gehen müssen. »Ich war so froh, dass ich einen Termin bekommen habe, nachdem die Empfehlung für Schwangere und stillende Mütter so spät kam, und dann erklären mir ausnahmslos Männer, was ich alles falsch gemacht hätte«, ärgert sich die zweifache Mutter. Sie muss dann ihre kleine Tochter bei Mitarbeiter*innen des Deutschen Roten Kreuz lassen, wird an der Schlange »vorbeigeschleust« und ist zehn Minuten später wieder bei ihrem Kind. Andere hatten nicht so viel Glück, hört sie. »Am Tag zuvor wurde eine Mutter mit ihrem Kind wieder nach Hause geschickt.«
Schlachtschiffe gegen die Pandemie sollten sie sein, die sechs Impfzentren. Allein mangelt es anscheinend nicht nur, wie im Fall von Dörte Lerp, an der nötigen Sensibilität für die Situation von Menschen, die nicht allein zur Impfung kommen können - nicht weil sie Begleitung brauchen, sondern weil sie andere nicht allein lassen können.
Es fehlt auch an einer der Pandemielage entsprechenden Anpassung in der Organisation. Und es fehlt noch immer an Impfstoff. Dies ist besorgniserregend, weil der Sommer nicht nur Erholung von den langen Lockdown-Monaten bieten soll, sondern für die Verwaltung der Zeitraum sein sollte, um die Lücken in der Impfkampagne zu schließen.
Die Sprecherin für Sozialpolitik und Pflegepolitik der Grünen-Fraktion, Fatoş Topaç, sieht hier Nachhol- und Anpassungsbedarf. So geht aus der Antwort der Gesundheitsverwaltung auf eine Schriftliche Anfrage der Abgeordneten, die »nd« exklusiv vorliegt, hervor, dass es in den Impfzentren nach wie deutliche Lieferengpässe beim benötigten Impfstoff gibt. Außerdem sieht man seitens der Verwaltung keinen Grund, die Aufklärungskampagne weiter zu intensivieren.
Topaç hat Zweifel, ob so alle Menschen in Berlin ein Impfangebot erhalten werden. Es fehle noch immer an Niedrigschwelligkeit. »Wohnort, Sprache und Gesundheit sind nur einige Punkte, die mitgedacht werden müssen«, so die Gesundheitspolitikerin. »Ab Oktober sollen möglicherweise nur noch zwei Impfzentren weiterbetrieben werden, gleichzeitig geht die zuständige Senatsverwaltung aber davon aus, dass erst Ende September alle Berliner*innen eine Erstimpfung erhalten haben könnten. Viele müssen also ihre Zweitimpfung beziehungsweise eine mögliche dritte Auffrischung in einer Praxis erhalten.«
Man dürfte nicht den Impflingen überlassen, sich um eine Zweit-, oder Auffrischimpfung zu kümmern, meint Topaç. Auch die Praxen dürften nicht mit einem erneuten Ansturm an Impfwilligen alleingelassen werden. »Jede Person, die eine Impfung benötigt und geimpft werden möchte, muss auch innerhalb weniger Tage einen Impftermin erhalten«, erklärt die Grünen-Abgeordnete.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) geht davon aus, dass bis zu drei der insgesamt sechs Impfzentren in der Stadt auch über den Herbst hinaus weiter betrieben werden. Der Bund wolle diese auch über September hinaus mitfinanzieren.
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