Zu viele Räume sind schon weg

Rund 2000 Menschen demonstrieren in Berlin-Friedrichshain für das teilbesetzte Haus »Rigaer94«

  • Darius Ossami
  • Lesedauer: 3 Min.

Mit einem Großaufgebot an Beamt*innen reagierte die Berliner Polizei auf eine Demonstration zur Unterstützung des Hausprojekts »Rigaer94«, die am Donnerstagabend durch Friedrichshain zog. Das Motto der Demonstration: »Don't play with the fire or you will get burnt.« Etwas frei übersetzt: Spielt nicht mit dem Feuer, ansonsten werdet ihr euch die Finger verbrennen! Grund genug für die Polizei, zusätzliche Einheiten aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Bremen nach Friedrichshain zu beordern. Auch Zivilpolizist*innen des Staatsschutzes beobachteten die Szenerie, ebenso zwei mutmaßlich rechte Hooligans.

Mehrere hundert Menschen hatten sich relativ pünktlich zur kurzen Auftaktkundgebung am Boxhagener Platz vor dem Hausprojekt Grünberger Straße 73 und der dazugehörigen Kiezkneipe »Zielona Góra« eingefunden. Von den Balkons der »Grüni73« zeigten Vermummte mit Transparenten ihre Solidarität mit dem teilbesetzten Haus Rigaer Straße 94. Aus dem Lautsprecherwagen wurden die Teilnehmer*innen darauf hingewiesen, Abstand zu halten und einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. »Es sind uns so viele Räume genommen worden«, rief eine Sprecherin der Veranstaltung vom Wagen aus. Zugleich zeigte sie sich »dankbar« und »beeindruckt« von der kompromisslosen Haltung der »Rigaer94«-Bewohner*innen. »Ein Angriff auf die Rigaer94 ist ein Angriff auf uns alle«, so die Sprecherin. Aber: »Die Rigaer ist noch immer in unserer Hand!«

Kampf um die Rigaer: Statement aus dem Haus

Die Demonstration ging zügig los, die Stimmung war aufgekratzt, vermutlich hatten viele Teilnehmer*innen eine Räumung des Hausprojekts befürchtet. Nun aber überwog das Gefühl, »gewonnen« zu haben. Die Menge rief Parolen wie: »Von der Köpi bis zur Rigaer, wir bleiben unregierbar!« Einige Bengalos und Böller wurden gezündet, ansonsten blieb die Stimmung angespannt, aber friedlich.

Nach nur hundert Metern wurde die Demonstration zum ersten Mal gestoppt. Die Demoroute wurde neu verhandelt, dann ging es doch weiter, inzwischen schlängelten sich bis zu 2000 Menschen durch den Friedrichshainer Südkiez. Manche Anwohner*innen bekundeten Solidarität, andere schauten eher skeptisch von ihren Balkonen. An der Scharnweber Straße, Ecke Jungstraße flogen Flaschen auf Zivilpolizist*innen, die daraufhin ihre Demobeobachtung vorübergehend einstellen mussten. Die Polizei setzte kurz Pfefferspray ein, ein Mann wurde festgenommen. Mehrere Polizeieinheiten zogen auf und begleiteten den vorderen Teil des Demozugs im Spalier.

Dennoch gelangte die Demo ohne weitere Vorkommnisse schnell in die Rigaer Straße, wo von einem Dach Silvesterraketen gezündet wurden. Auf dem Dach der Rigaer Straße 94 gab es ebenfalls ein Feuerwerk. Die Demonstrant*innen jubelten, wohl auch aus Erleichterung, dass das Hausprojekt noch immer besteht. Eine Sprecherin des Projekts bedankte sich bei den Teilnehmer*innen für die Unterstützung. Vor dem Haus war eine Kundgebung angemeldet worden, zudem wurde um Unterstützung für Nachtwachen gebeten, da das Haus nach der Begehung offenstand.

Die Polizei, die immer wieder auf einzuhaltende Abstände hinwies, zog sich schließlich weitgehend zurück, die Stimmung entspannte sich und glich eher einem Straßenfest. Gegen 23 Uhr wurde die Kundgebung beendet, die Polizei meldete im Lauf des Abends sieben Festnahmen.

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