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Nicht ernst genommene Leiden
Stefan Otto über die Bildungspolitik in der Corona-Pandemie
Das Ergebnis war absehbar. Während des ersten Lockdowns funktionierte der Distanzunterricht nur schlecht, fand eine Untersuchung heraus. Viele Lehrkräfte waren mit den plötzlichen Schulschließungen überfordert, es fehlte an Konzepten, an Computern und an Unterrichtsmaterial; es fehlte an fast allem. Diese Analyse der Wissenschaft ist wichtig, um für das kommende Schuljahr gerüstet zu sein - schließlich müssen effektive Hilfen geschaffen werden. Insbesondere Kinder aus ärmeren Familien brauchen sie.
Auf die Bedürftigen haben die Kultusminister*innen bislang zu wenig Rücksicht genommen. Prüfungen fanden wie gewohnt statt, orientiert hat man sich stets an den Leistungsstarken. Zwar heißt es seit einem halben Jahr, dass jedes dritte Kind Lernrückstände hat, doch geschehen ist seitdem nicht viel. Das groß angekündigte Aufholpaket zeigt noch keine Wirkung.
Das ist jammerschade. Denn was vor allem fehlt, ist Zeit, um Entgangenes zu lernen. Darüber hinaus braucht es Raum, um die psychischen Probleme zu behandeln. Annähernd jedes dritte Kind leidet nämlich unter den Auswirkungen der Pandemie. Die Zahlen sind alarmierend, werden aber - so scheint es - nicht ernst genug genommen. Alles geht halt irgendwie weiter. Gerade in der Bildungspolitik ist diese Haltung fatal.
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