- Kommentare
- Dokumentationszentrum Flucht und Vertreibung
Integrationsproblem
Daniel Lücking zum Dokumentationszentrum Flucht und Vertreibung
Ein bisschen Aufatmen ist angesagt. Das vermeintliche Lebenswerk der am rechten Rand angekommenen AfD-Sympathisantin Erika Steinbach wurde von Angela Merkel (CDU) eröffnet, die dem »Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung« in ihrer Rede einen klaren Auftrag gab. Die Vertreibungsgeschichte solle »in ihren historischen Kontext von Ursache und Folgen eingebettet und nicht isoliert dargestellt« werden. Auf den Punkt gebracht: Ohne deutschen Nazi-Terror keine Flucht und Vertreibung.
Die Vertriebenenverbände und ihre Mitglieder blenden das allzu oft aus und das nicht erst, seit ihre Mitglieder hauptsächlich aus denen bestehen, die als Kinder durch Flucht und Vertreibung traumatisiert wurden. Doch kein Trauma kann entschuldigen, dass Geschichtsbücher ignoriert oder Besitzansprüche – egal ob offen geäußert oder nur mit weinerlicher Heimatfolklore kaschiert – erhoben werden. Es ist ein Integrationsproblem, wenn es viele Jahrzehnte danach nicht gelingt, sich auf das Hier und Jetzt einzulassen. So nachvollziehbar das Ansinnen ist: Wer »Flucht, Vertreibung und Versöhnung« aufarbeiten will, muss sensibel sein, wann die Aufmerksamkeit darauf gelenkt wird. 80 Jahre nach dem Überfall auf die Sowjetunion hätte es diesen Fokus nicht am Vorabend des Jahrestages gebraucht.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.