Eine verpasste Chance

Birger Schütz über abgelehnten EU-Gespräche mit Wladimir Putin

  • Birger Schütz
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein EU-Gipfeltreffen mit Russland? Das kommt für die meisten osteuropäischen Unionsmitglieder derzeit nicht in Frage. Für eine solche Begegnung sei es noch zu früh, befand Litauens Präsident Gitanas Nauseda am Freitagmorgen in Brüssel. Der Versuch, mit Putin ins Gesprächen zu kommen, »ohne jegliche rote Linien, ohne Vorbedingungen«, sei »ein sehr falsches Signal«. Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki warnte gar vor einer »Belohnung« für den russischen Präsidenten.

Zuvor hatten die Osteuropäer eine deutsch-französische Initiative für ein EU-Spitzentreffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin abgebügelt. Stattdessen beschloss der EU-Gipfel eine härtere Gangart bei künftigen Rechtsbrüchen Moskaus.

Sicher: Die Beziehungen der baltischen Staaten und Polens zum Kreml sind anspannt. Ungelöste Konflikte und divergierende Erinnerungen an die Sowjetherrschaft verstellen eine Annäherung, das Scheitern des deutsch-französischen Vorschlages war zu erwarten. Dennoch ist die abgelehnte Initiative eine verpasste Chance.

Wie das Genfer Treffen von US-Präsident Joe Biden und Putin kürzlich zeigte, geht es bei Verhandlungen mit Moskau keineswegs um Belohnungen oder heiße Liebesschwüre - sondern um eine Rückkehr zu nüchternen Arbeitsbeziehungen mit direkter Kommunikation.

Der sich zuspitzende Konflikt zwischen der EU und Russland braucht mehr Berechenbarkeit und Vorhersehbarkeit, damit sich unvorhergesehene Zwischenfälle nicht zu Gewalt auswachsen. Zwar ist der Konflikt mit einem Russland, welches das westeuropäische Modell einer offenen Gesellschaft offen ablehnt, auf mittelfristige Sicht nicht zu lösen. Doch umso mehr müssen beide Seiten zu einer »regulierten Konfrontation« finden, bei der sich Brüssel und Moskau von Angesicht zu Angesicht austauschen, um unliebsame Überraschungen zu verhindern. Eine härtere Gangart allein ist keine Lösung.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.