»Leb wohl, Belgiens Goldene Generation!«
De Bruyne & Co. bleiben nach dem Viertelfinalaus ungekrönt
Der Lack ist ab. Belgiens Goldene Generation um Kevin De Bruyne bleibt wohl ohne Titel. Nach dem erneuten vorzeitigen Scheitern bei einem Turnier, diesmal gegen meisterhafte Italiener (1:2) im EM-Viertelfinale, steht das Team vor einem Umbau. Trainer Roberto Martinez lässt seine Zukunft offen, in der Defensive brauchen die Belgier eine Verjüngungskur.
»Fußball kann manchmal grausam sein«, konstatierte Martinez am Freitagabend. Der Spanier übernahm die unter seinem Vorgänger Marc Wilmots stagnierenden Hochbegabten nach der EM 2016 und schien ihr Potenzial auch vollends entfesseln zu können. Mehr als Platz drei bei der WM 2018 hat der Weltranglistenerste um Romelu Lukaku, Eden Hazard & Co. aber nicht erreichen können. »Leb wohl, Belgiens Goldene Generation, die vielleicht schon zum Scheitern verdammt war, sobald man ihr den Namen aufgebürdet hatte«, kommentierte »The Guardian« in England. »Diese war vielleicht die letzte Chance einer Goldenen Generation aus Belgien, um ganz vorne zu landen«, befand »NOS« in den Niederlanden.
»Die Enttäuschung ist groß«, räumte De Bruyne ein, der große Momente gegen die taktisch brillanten Italiener hatte, aber eben nicht die ganz großen. »Für mich persönlich waren es vier oder fünf verrückte Wochen«, resümierte der Regisseur von Manchester City. »Erst die Verletzung im Champions-League-Finale, dann gegen Portugal. Ich muss mich wirklich bei unserem medizinischen Personal bedanken, sie haben alles getan, damit ich spielen konnte. Denn eigentlich ist das ein Wunder.« De Bruyne erlebte einen Höllenritt. Im verlorenen Finale der Königsklasse Ende Mai hatte der 30-Jährige nach einem Zusammenprall mit dem deutschen Nationalspieler Antonio Rüdiger vom FC Chelsea einen Nasenbein- und Augenhöhlenbruch erlitten. Gegen die Portugiesen am Sonntag vor einer Woche rissen ihm Bänder im linken Sprunggelenk.
»Es ist klar, dass die Jugend nachkommt«, meinte De Bruyne, der mit 30 Jahren zu den Erfahrenen zählt. Der gegen Italien wirbelnde Jeremy Doku (19) von Stade Rennes gehört im Angriff hingegen zur kommenden Generation, ein Dries Mertens (34) ist nur noch Nebendarsteller. Die Belgier werden sich aber insbesondere in der Abwehr um Rekordnationalspieler Jan Vertonghen (34), Thomas Vermaelen (35) und Toby Alderweireld (32) verjüngen müssen. Und der Rest? Der könnte noch mal angreifen - zumindest bei der WM 2022 in Katar. In Doku oder Mittelfeldspieler dem 24-järigen Youri Tielemans sind auch schon neue Spitzenspieler auf dem Weg. dpa/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.