- Kommentare
- Donald Tusk
Die Geister der Vergangenheit
Stephan Fischer zum politischen Comeback Donald Tusks in Polen
In Umfragen dümpeln die Liberalkonservativen in Polen weit unter 20 Prozent, nun klammern sie sich nach vielen Niederlagen an jenen Mann, der von 2007 an als Ministerpräsident Polen regierte und die damalige Bürgerplattform 2001 mitbegründete: Donald Tusk. Der heute 64-Jährige, frühere EU-Ratspräsident, machte an diesem Wochenende klar, wo der Hauptgegner steht: Polen werde »vom Bösen« regiert - seit 2015 ist das die nationalkonservative PiS unter der Führung des 72-jährigen Jarosław Kaczyński, den seine Partei an diesem Wochenende als Vorsitzenden wiedergewählt hat. Kaczyński wiederum war Tusks Vorgänger als Ministerpräsident.
Was zeigen all die Daten und Fakten? An der Spitze der beiden größten Parteien des Landes werden zwei Männer rhetorisch und inhaltlich vermutlich vor allem Schlachten der Vergangenheit schlagen. Politisch hat die Opposition im Sejm bis heute keinen Weg gefunden, der PiS bis auf einzelne Nadelstiche Paroli zu bieten. Anti-EU-Rhetorik bei gleichzeitigem Ausbau des Sozialstaates - das gegen dieses Konzept der PiS ausgerechnet Tusk als Gesicht eines vor allem wirtschaftsliberalen Europas punkten kann, ist mehr als fraglich. Bei den Liberalkonservativen klammert man sich an altbekannte Gesichter - neue Antworten sind eher nicht zu erwarten.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.