Provokation und Dementi

Daniel Lücking über die Menschenfänger am rechten Rand

  • Daniel Lücking
  • Lesedauer: 2 Min.

So schwer es fällt, auf jede Provokation einzugehen, mit der der CDU-Bundestagskandidat und Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen seine Reichweite steigern will, so dringend muss Position beim Thema Pressefreiheit bezogen werden. Maaßen darf kritisch auf die Presse blicken und dies als Meinung vertreten. Aber die Vorstellungen, mit denen er hausieren geht, gleichen massiv den Fakenews-Strategien, vor denen sich anlässlich der Bundestagswahl gefürchtet wird. Nicht etwa »der Russe« oder ein rechtskonservativer US-Medienoligarch greifen mit rechter Propaganda an, sondern ein ehemaliger angeblicher Staatsschützer höchstselbst, der bei Aufklärung und Bekämpfung des Rechtsterrorismus so sehr versagt hat wie wohl kein Amtsträger vor ihm.

Die Forderungen aus der Linken, einen Untersuchungsausschuss einzusetzen, der mögliche Angriffe des Geheimdienstes auf Grundrechte und Verfassung in der Zeit von Maaßen als Verfassungsschutzpräsident untersucht, ist daher absolut zu unterstützen. Maaßens Medienstrategie gleicht der der AfD. Auf Provokation folgt Dementi. Zugleich wird er in rechten Kreisen ausgiebig für seine Forderung nach Gesinnungstests für Journalist*innen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gefeiert.

Auflösungserscheinungen in der Werte-Union - Immer mehr Mitglieder sind mit dem neuen Vorsitzenden Max Otte unzufrieden.

Die Pressefreiheit ist allerdings nicht nur durch aktives Handeln in Gefahr, sondern auch durch unterlassen. Wesentlich ist, wer Maaßen jetzt kritiklos gewähren lässt und damit den Glauben an und in die Medien mit aushöhlt. Nicht nur die CDU-Spitze wäre in der Pflicht, Maaßen auf den Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung herunter zu holen. Dass sich ein früherer Spitzenbeamter an der Demontage einzelner Medien beteiligt, sollte auch beim ehemaligen Dienstherrn Anlass für Untersuchungen sein.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!