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Getanzt wird im Osten
Mit dem Projekt »Draußenstadt« unterstützt der Senat auch das Clubleben unter freiem Himmel
»Der Osten ist halt der experimentierfreudige Teil der Stadt«, sagt der Bezirksbürgermeister von Lichtenberg, Michael Grunst (Linke), zu »nd«. Sein Bezirk ist weit vorn mit dabei bei der Umsetzung der Senatsidee, unbürokratisch Freiflächen für Kultur und Party zur Verfügung zu stellen. »Es gibt ein großes Bedürfnis der jungen Menschen zu feiern«, sagt Grunst. »Da müssen wir jetzt schauen, wie wir dem Rechnung tragen.«
»Im August wird es die ersten Veranstaltungen geben«, verspricht Lena Prabha Nising vom Berliner Projektfonds Urbane Praxis, der das Projekt »Draußenstadt« organisiert. »Wir merken das auch täglich bei unserer Arbeit und bei den vielen Anfragen: Die Menschen wollen, dass es endlich los geht.« Über 550 Anträge sind bei »Draußenstadt« mittlerweile eingegangen. »Schätzungsweise 50 davon sind Partys und Konzerte«, sagt Nising. Eine Jury wird am 28. Juli bekanntgeben, welche Projekte den Zuschlag erhalten haben. Bis Ende des Jahres können die Veranstaltungen auf 13 Open-Air-Flächen dann stattfinden. Darunter sind Industriebrachen in Treptow-Köpenick, die Tamara-Danz-Höfe an der Rudolfstraße in Friedrichshain oder das Marzahner Dreieck an der Georg-Knorr-Straße in Marzahn-Hellersdorf. In Lichtenberg kann beispielsweise auf einer Freifläche an der Landsberger Allee, Ecke Siegfriedstraße getanzt werden.
Auf insgesamt neun Flächen können dabei auch laute Veranstaltungen wie Konzerte und Partys stattfinden. Sie befinden sich allesamt im Ostteil der Stadt, und es sind allesamt keine wirklichen Perlen. Grünflächen sucht man vergeblich. Was wohl auch verständlich ist angesichts der zu erwartenden Klagen über zertrampeltes und vollgepinkeltes Grün. Immerhin soll es überall mit Bühne, Toiletten, Strom und Wasser eine komplette Infrastruktur geben.
Sieben Millionen Euro wurden im vergangen September vom Senat für das Projekt bereitgestellt. »Wir rechnen damit, dass wir um die 50 Projekte realisieren werden können«, sagt Nising. Kooperationspartner von »Draußenstadt« ist auch die Berliner Clubcommission. Mit zwei bis drei Partys pro Wochenende rechnet man dort. »Ich glaube, es geht darum, dass die Leute nach eineinhalb Jahren das Bedürfnis haben, sich wiederzusehen und Gemeinschaft zu erleben«, sagt Pamela Schobeß von der Clubcommsion zu »nd«. »Mit unseren Clubs bieten wir dafür auch Schutzräume.«
Klar ist: Das Feierbedürfnis ist groß. So groß, dass die Außenflächen der Clubs nicht ausreichen dürften. »Es ist besser, die Menschen treffen sich in organisierten Flächen als nachts in irgendwelchen Parks«, sagt Schobeß. Die Clubcommission verwaltet und betreut in Kooperation mit Kollektiven einen Teil der Orte. »Wir sind zwar etwas spät dran, aber hoffen alle sehr, dass das Projekt gut funktioniert«, so Schobeß. Sie blickt dabei auf die Akzeptanz der Berliner*innen bezüglich solcher Veranstaltungen und appelliert an die Solidarität in der Stadt. »Es bedarf eines guten Miteinanders aller.«
Bezirksbürgermeister Grunst hält wenig vom Bashing junger Menschen: »Ich kann es nicht mehr hören: Illegale Partys gab es auch schon vor Corona.« Er beruhigt dann auch gleich für die nächsten Wochen: »Natürlich schauen wir, dass wir das auf den ausgewiesen Flächen jetzt mit dem Lärm nicht übertreiben.« Für das Projekt »Draußenstadt« gibt es mit Bettina Ulbrich eigens eine Koordinatorin im Bezirk. »Wir geben uns hier wirklich mit allen angeschlossenen Ämtern viel Mühe, auch unbürokratisch zu unterstützen und vieles möglich zu machen«, sagt sie zu »nd«. Dem Bezirk stehen dafür immerhin 50.000 Euro an Fördermitteln zur Verfügung.
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