Messis Triumph
Argentinien gewinnt die Copa gegen den Erzrivalen Brasilien
Lionel Messi stand mitten auf dem heiligen Rasen des legendären Maracana-Stadions und zeigte bei der Facetime-Liveschalte mit seiner Frau immer wieder überglücklich seine Goldmedaille in die Handykamera. Der argentinische Superstar konnte sein Glück nicht fassen: Nach vier vergeblichen Anläufen feierte der 34-Jährige mit Argentiniens Fußballern seinen ersten Triumph bei der Copa America. Und das mit einem 1:0 (1:0)-Endspielsieg in Rio de Janeiro gegen den Erzrivalen und Rekordweltmeister Brasilien mit Ausnahmekönner Neymar. »Was für ein schöner Wahnsinn! Das ist unglaublich, danke Gott! Wir haben den Titel, nur das zählt«, schrieb Messi später bei Instagram zu einem Foto mit dem Siegerpokal. »Ich habe einen Dorn herausgeholt, der schon lange steckengeblieben war. Es ist ein Spiel, das in die Geschichte eingehen wird. Nicht nur, weil wir den Titel haben, sondern auch weil wir in Brasilien gewonnen haben«, zitierte der »kicker« Messi.
Wirkungslose Stars
Während Messi feierte, weinte sein Kumpel Neymar, der im Fußballtempel Rio de Janeiros beim Confed Cup 2013 und im Olympiafinale 2016 gegen Deutschland schon Titel gefeiert hatte, hemmungslos. Wie Messi, Spezi aus gemeinsamen Jahren beim FC Barcelona, wusste der im Südamerika-Turnier zuvor überragende Stürmer von Paris St. Germain beim letzten Akt keine Akzente zu setzen. Im großen Finale trugen aber Messis Gefolgsleute den sechsmaligen Weltfußballer zum fehlenden Juwel in der Krone.
So blieb der Geistesblitz des Abends einem vorbehalten, der vor sieben Jahren an gleicher Stätte eine seiner bittersten Stunden erlebte. Nach einer herausragenden WM war Angel Di Maria 2014 im verlorenen Finale gegen Deutschland wegen einer Muskelverletzung und einem angeblichen Spielverbot seines damaligen Arbeitgebers Real Madrid nur Zuschauer. Diesmal hob der PSG-Stürmer in der 22. Minute den Ball nach einem langen Pass gefühlvoll mit links ins Tor. »Wir sind so oft kritisiert worden, aber wir haben einfach weitergemacht. Wir danken Gott«, sagte Di Maria.
Im Spiel war es wie schon oft im Vergleich der südamerikanischen Fußball-Großmächte: Fouls und Nickligkeiten, kein Spielfluss, Kampf um jeden Zentimeter, neun Gelbe Karten, nur jeweils zwei Torschüsse auf beiden Seiten. Angeführt von Mittelfeld-Rackerer Rodrigo de Paul, Neuzugang für Spaniens Meister Atletico Madrid, der auch den langen Pass zum Führungstor schlug, rieben sich bei den Argentiniern alle für Messi auf. In der Selecao war Neymar auf sich alleine gestellt.
Beglichener Rum
Und so schallten noch in der Nacht am Obelisken im Zentrum von Buenos Aires aus Tausenden Kehlen Lob-Gesänge auf Messi. Und mitten drin auf Fahnen das Abbild Diego Maradonas. Nun steht Messi in Sachen Titel für die Nationalelf dem Idol, der 1986 für Argentiniens zweiten WM-Triumph als Kapitän maßgeblich verantwortlich war, kaum mehr nach. »Der Ruhm ist beglichen«, titelte dann auch Argentiniens Fußballblatt »Ole« und führte fort: »Der Fußball schuldete dir dies. Das Trikot forderte dies von dir.« Messi war Weltfußballer, Champions-League-Sieger, Meister und Pokalsieger - all das mit dem FC Barcelona. Nun hat er endlich einen Titel mit der Nationalmannschaft gewonnen.
Nur einer hatte noch eine Botschaft. »Nach heute gibt es ein Vorher und ein Nachher«, sagte Nationaltrainer Lionel Scaloni herausfordernd. 28 Jahre, exakt 10 233 Tage nach dem letzten Copa-Triumph hat Argentinien am Zuckerhut wieder an Gewicht gewonnen. Auch für die WM im kommenden Jahr.SID/nd
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