Mieter in Angst

Streit zwischen der Blaczko-Hausverwaltung und Mieter*innen eskaliert

  • Bosse Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Blaczko-Hausverwaltung aus Schöneberg liegt immer wieder im Streit mit ihren Mieter*innen. Zuletzt meldeten Mieter*innen bei der Berliner Datenschutzbeauftragten zahlreiche Überwachungskameras. Einige der Kameras sind seitdem verschwunden. Die Bewohner*innen der Dutzenden Berliner Blaczko-Häuser haben die Nase voll - von zu hohen Mieten, schlechten Wohnverhältnissen und überteuerten Nebenkostenabrechnungen, so die Mieter*innengewerkschaft. Ihnen bleibt oft nur der juristische Weg, der ist jedoch lang und für viele, vor allem ärmere Mieter*innen, zu teuer. Also vernetzen sie sich über Chatgruppen und haben sich Unterstützung von der Berliner Mieter*innengewerkschaft geholt.

Schikanen und Bespitzelungen

Zwischen den organisierten Mieter*innen und der Hausverwaltung scheint jedoch bisher kein konstruktiver Dialog möglich zu sein. So reagiere die Blaczko GmbH & Co. KG nicht auf Beschwerden und Forderungen, beklagt die Mieter*innengewerkschaft. Stattdessen soll die Hausverwaltung einen verdeckt agierenden Angestellten in die Chatgruppe geschleust haben. Im Anschluss seien Mieter*innen mit Zitaten aus dem Privatchat abgemahnt worden, berichtet Mio Decker, der sich in der Gewerkschaft engagiert. Nachdem der Protest in den vergangenen Monaten an Fahrt aufgenommen hatte, seien die Mieter*innen von Unbekannten schikaniert worden. Einige sollen nachts mit unterdrückten Nummern angerufen und deren Wohnungen als zu vermieten inseriert worden sein. Auch das Auto eines besonders aktiven Mieters wurde kürzlich von Unbekannten beschädigt.

Inwiefern die Vorkommnisse mit der Hausverwaltung und dem Konflikt mit der Mieter*innengewerkschaft zusammenhängen ist noch unklar. Die Hausverwaltung widersprach der Darstellung der Gewerkschaft in der Vergangenheit stets heftig. Sie mahnte die Gewerkschafter*innen unter anderem wegen »Hetze« ab. Auf mehrmalige Anfragen des »nd« regierte die Blaczko-Hausverwaltung bis zum Schluss nicht.

Hohe Mieten, überteuerte Nebenkosten

Die Mieter*innengewerkschaft beklagt gegenüber »nd«, dass viele Mieter*innen nach dem Scheitern des Mietendeckels der Willkür ihrer Vermieter*innen schutzlos ausgesetzt seien. So verschickte die Blaczko-Hausverwaltung nur einen Tag nach dem Gerichtsurteil ein Schreiben unter dem Titel »Zu früh gefreut«, in dem sie die Mieter*innen aufforderte, durch den Mietendeckel entstandene Nachforderungen binnen einer Woche zu zahlen. Mit dem Zitat »solche Mieter brauchen wir nicht« wurden diese aufgefordert, zu kündigen. Unterzeichnet ist das Schreiben mit FY, die Mieter*innen vermuten dahinter einen Code für Fuck You (Fickt euch).

Neben dieser offen provokanten Kommunikationsstrategie beklagt die Mieter*innengewerkschaft Tricks seitens der Blaczko GmbH & Co. KG, um die Mieten in die Höhe zu treiben. So seien Teile der Wohnungen als Gewerbefläche vermietet worden, um die Mietpreisbremse zu umgehen. Ein anderer Trick sei, eine Gebühr für eingelagerte Möbel zu verlangen, wodurch die Wohnungen als teilmöbliert und damit teurer vermietet werden können. Auch soll bei Vertragsabschlüssen eine unzulässige Gebühr von 150 Euro verlangt worden sein. Zusätzlich steht der Vorwurf im Raum, dass über Untermietverträge zwischen Angestellten der Hausverwaltung und den tatsächlichen Mieter*innen Rechte wie der gesetzliche Kündigungsschutz umgangen werden.

Klage gegen Hausverwaltung eingereicht

Statt auf Dialog scheint die Blaczko-Hausverwaltung bislang auf Repression zu setzen und setzt massenweise Wachdienste vor den Berliner Wohnhäusern ein. Diese sollen die Blaczko-Mieter*innen mit Einschüchterungsversuchen daran gehindert haben, sich zu vernetzen und Flyer zu verteilen.

Trotzdem sei der Mieter*innengewerkschaft nach wie vor an einem Dialog mit Blaczko gelegen, sagt Mio Decker. »Wir würden gerne sachlich mit Blaczko verhandeln, aber das war bisher nicht möglich«, so der Aktivist. »Die Hausverwaltung reagiert bisher leider sehr emotional auf unsere Vorwürfe.« So seien er und andere Gewerkschafter*innen durch einige der Sicherheitsmitarbeiter der Hausverwaltung des Geländes verwiesen und ihnen sei ein Hausverbot für alle Blaczko-Immobilien erteilt worden. Auch einige Mieter*innen sind von den Hausverboten betroffen. Dagegen hat die Gewerkschaft nun Klage eingereicht. »Aus unserer Sicht verstößt so ein Hausverbot gegen Artikel 6 des Grundgesetzes, die Vereinigungsfreiheit«, so der Gewerkschaftsaktivist.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -