Laschets Versagen

Die Unwetterkatastrophe wirft die Frage auf, ob der CDU-Chef fürs Kanzleramt geeignet ist, meint Sebastian Weiermann

Wer erinnert sich an den 15. April 2019? Damals brach in der Pariser Kathedrale Notre-Dame ein Feuer aus. Es verursachte unschätzbare historische und kulturelle Verluste. Das sah auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet so. Auf Twitter drückte er, während der Brand noch wütete, sein Bedauern aus und kritisierte die ARD, weil sie nicht live vom Unglücksort berichtete.

Derselbe Armin Laschet, heute CDU-Vorsitzender und Kanzlerkandidat der Union, schwieg bis Donnerstagmittag zu einer Katastrophe, die allein in seinem Bundesland mindestens 15 Menschenleben forderte. Er war in Süddeutschland auf Wahlkampftour. In Stuttgart erklärte er immerhin, dass die Situation »schwierig« sei und er deshalb am Donnerstag nicht Bayern besuchen könne. Stattdessen fuhr er in die schwer vom Unwetter getroffenen Städte Hagen und Altena.

Die richtigen Worte fand er auch hier nicht. Er erklärte, dass in Hagen schon ein Krisenstab tagte, als »niemand erahnte, dass etwas passieren könnte«. Was für eine Aussage! Seit Tagen wurde vom Wetterdienst vor Starkregen gewarnt. Aber auch ein Satz, der daran erinnert, wie Laschet vor zwei Jahren in einer Talkshow sagte: »Aus irgendeinem Grund ist das Klimathema plötzlich ein weltweites Thema geworden.«

Laschet findet keinen seriösen, vertrauenerweckenden Umgang mit der Klimakrise und den mit ihr einhergehenden Naturkatastrophen. Mangelnde politische Konzepte sind das eine Problem. Das Fehlen der richtigen Worte ein anderes. Laschet hätte Empathie zeigen können. Hätte die Opfer in den Vordergrund stellen können. Die Menschen in Deutschland sollten sich fragen, ob sie wirklich einen Kanzler wollen, der den Fragen des Klimawandels nicht gewachsen und dem das Thema ganz offensichtlich unangenehm ist.

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