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Bangen, helfen und aufräumen

In Hagen und Wuppertal beginnen nach der Flut die Arbeiten, während sich anderswo die Probeme zuspitzen

Die kleine Innenstadt des Hagener Stadtteils Hohenlimburg ist zentimeterdick mit Schlamm bedeckt. Er ist inzwischen getrocknet, deshalb wirbelt jedes vorbeikommende Fahrzeug Staub auf. Hohenlimburg gehörte in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch zu den ersten Orten in Nordrhein-Westfalen, die vom Hochwasser getroffen wurden. Das war auch am Samstag zu spüren, und zwar nicht nur an der Schlammschicht. Schläuche liegen auf den Straßen, pumpen weiter Wasser aus den Kellern. Und an fast jeder Straßenecke steht Müll. Ganze Kücheneinrichtungen, Sofas und jede Menge Möbel müssen entsorgt werden.

Die Lenne, die wie der Nahmer Bach hier über die Ufer getreten ist, fließt zwar immer noch schneller als in gewöhnlichen Zeiten, aber sie ist großteils in ihr Flussbett zurückgegangen. Daraus wird ersichtlich, mit welcher Wucht sie hier zugeschlagen hat. Entlang des Ufers sind umgeknickte Bäume zu sehen. An einer Brücke, 100 Meter vom eigentlichen Flussbett entfernt, haben sich meterhoch Treibholz und Müll verfangen.

Die Menschen in Hohenlimburg hatten Glück im Unglück. Gestorben ist hier niemand. Es gibt wieder Strom, und auch die Wasserversorgung ist sicher. In anderen Teilen des Unwettergebiets von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist die Situation noch ernster.

Am Sonntagmorgen meldete der Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler, dass sich die Zahl der Toten auf 110 erhöht hat. Insgesamt sind mindestens 158 Menschen bei der Hochwasserkatastrophe gestorben. Die Behörden in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gehen davon aus, dass sich die Zahl noch erhöht. Noch immer werden viele Menschen vermisst. Die Polizei Köln gab am Samstagabend alleine für den Raum Bonn/Rhein-Sieg und den Kreis Euskirchen eine Zahl von 370 Vermissten an. Die Zahl ist auch deshalb so hoch, weil sowohl der Mobilfunk als auch das Festnetz in Teilen des Katastrophengebiets nicht funktionstüchtig sind. Vielen, die überlebt haben, fehlt schlichtweg die Möglichkeit, sich bei Angehörigen oder Freunden zu melden.

Die Kommunikation ist nur ein Teil der zusammengebrochenen Infrastruktur. Die Netzgesellschaft Mittelrhein geht davon aus, dass mehrere Kilometer Gasleitung komplett neu gelegt werden müssen. In Bad Neuenahr-Ahrweiler gibt es derzeit kein Erdgas. »Wir können aktuell noch nicht abschätzen, wie lange sich die Arbeiten hinziehen werden«, berichtet Pressesprecher Marcelo Peerenboom. Man müsse aber von Wochen bis Monaten ausgehen. Auch die Wasserversorgung ist fragil, selbst in Gemeinden, die nicht von der Überflutung betroffen sind. Hier können Wasserhochbehälter nicht mehr gefüllt werden. Abhilfe sollen Tankfahrzeuge schaffen. Auch Wasseraufbereitungsanlagen sollen im Katastrophengebiet dabei helfen, die Trinkwasserversorgung wieder sicherzustellen. Um die Stromversorgung wiederherzustellen, haben bundesweit Unternehmen ihre Hilfe für die betroffenen Regionen angekündigt.

Ein eindrückliches Beispiel für die Zerstörungen, die das Hochwasser angerichtet hat, ist die Ahrtalbahn. Auf der nur knapp 30 Kilometer langen Strecke sind »mindestens sieben Eisenbahnbrücken und bis zu 20 Kilometer Streckengleis nicht mehr vorhanden«, wie der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord mitteilte. Erhebliche Probleme im Bahnverkehr gibt es auch weiterhin in Nordrhein-Westfalen. Die wichtige Strecke von Köln über Wuppertal nach Dortmund ist nicht befahrbar. Zahlreiche regionale Strecken sind außerdem gesperrt.

Aber es gibt auch hoffnungsvolle Momente im ganzen Leid der Hochwasserkatastrophe. In Beyenburg, einem kleinen Vorort der Stadt Wuppertal, stand das Wasser Mittwochnacht hüfthoch. Am Samstag wurden Freiwillige zur Hilfe aufgerufen. Schon am Mittag musste die Stadt den Aufruf zurücknehmen. Über 1000 Menschen waren gekommen, mehr passten nicht in das Dorf. Sie trugen Müll, Treibholz und alles, was nicht mehr brauchbar ist, aus dem Dorf, sodass sich ein meterhoher Müllhaufen auftürmte. Auch viele Gerätschaften wurden von Unternehmen und Privatpersonen an die Menschen in Beyenburg verliehen. Am Samstagabend ratterte vor fast jedem Haus im überfluteten Gebiet ein Generator. Die Beyenburger*innen waren wieder unter sich, viele standen mit ihren Nachbar*innen vor den Häusern, sprachen bei einem Bier miteinander.

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