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Braune Flut im Ahrtal
Rechte versuchen, mit Hilfen für Hochwasserbetroffene zu punkten
Es ist kein neues Phänomen, dass extrem rechte Gruppierungen versuchen, aus Ausnahmesituationen Profit zu schlagen. Schon bei zahlreichen anderen Flutkatastrophen boten Neonazis Hilfe »von Deutschen für Deutsche« an. Das war so an der Elbe 2002 und setzte sich auch in der Folge fort. Vermeintlich unpolitische Hilfe als Gelegenheit, die eigene Ideologie zu verbreiten, das hat in der extremen Rechten eine lange Tradition. Auch die historischen Nationalsozialisten präsentierten sich gern als Helfer in der Not.
Bei der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gaben sich Nazis, aber auch »Querdenker« ebenfalls hilfsbereit. Besonders hat es ihnen das besonders von Hochwasser und Zerstörung betroffene Gebiet um Bad Neuenahr-Ahrweiler in der Eifel angetan. Jede helfende Hand wird hier erst einmal dankbar angenommen.
Doch was Rechte und sogenannte Querdenker tun, hat mit Hilfe nichts zu tun. Schon kurz nach dem Hochwasser warnte die Gemeinde Ahrweiler etwa vor dem Verein »Eltern stehen auf«, der behauptet hatte, mit Zustimmung der Behörden eine Betreuungsstelle für Familien und Kinder eingerichtet zu haben. Der Verein ist tief in der Szene der Corona-Leugner verwurzelt. Impfungen werden von seinen Mitgliedern als gefährlich bezeichnet, die Pandemie wird verharmlost.
Nach dem Hochwasser sind auch weitere rechte Akteure in der Region eingetroffen. Unter anderem Nikolai Nerling, der sich selbst als »Volkslehrer« bezeichnet und auf Youtube immer wieder seine Nähe zu Holocaustleugnern demonstriert. Noch ein Beispiel ist der rechte Liedermacher Axel Schlimper. Weitere gaben bekannt, Hunderttausende Euro an Spenden gesammelt zu haben. Überprüfbar ist das nicht. Viele Rechte haben in einer Grundschule im Katastrophengebiet Quartier bezogen und berichten in Videos, die sie im Internet verbreiten, erfreut, sie hätten Zugriff auf die Daten der Schule.
Was Querdenker und Rechtsradikale im Ahrtal sonst treiben, wird von vielen Menschen als störend und verunsichernd wahrgenommen. So wurden Gerüchte über eine zweite Flut oder über »120 Antifas« verbreitet, die kommen und den Wiederaufbau verhindern wollten. Die Polizei Koblenz wie auch Feuerwehr und das Technische Hilfswerk müssen sich mit von Querdenkern verbreiteten Gerüchten auseinandersetzen, sie wollten die Hilfs- und Aufräumarbeiten einstellen. Zudem stehen die Behörden vor dem Problem, dass Querdenker gegen Corona-Impfungen agitieren. Weil im Katastrophengebiet viele Menschen in Notunterkünften leben und Hand in Hand Schutt beseitigen, werden vermehrte Corona-Infektionen befürchtet. In der Region soll es daher mehr niedrigschwellige Impfangebote unter anderem mit Bussen geben.
Corona-Leugner und Neonazis sind unterdessen in der Eifel nicht unbedingt beliebt. Die Polizei passt laut Berichten aus der Region sehr genau auf, wie diese sich verhalten. Dass sie da sind und helfen wollen, lässt sich nicht verhindern. Bei strafbarem Verhalten soll aber schnell eingeschritten werden. Allerdings ist die Mehrheit der Menschen offenbar nicht sehr empfänglich für Verschwörungstheorien. Das ärgert die rechten »Helfer«. Einige haben in den sogenannten sozialen Medien bereits angekündigt, nicht wieder ins Ahrtal kommen zu wollen.
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