Diversität sichtbarer machen

Berlin feiert sich als Regenbogenhauptstadt - dabei gibt es noch einiges zu tun

  • Clara Zink
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Antidiskriminierungssenator Dirk Behrendt (Grüne) ist zufrieden mit dem Bericht der Initiative »Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt« (IGSV). »Pünktlich zu den Pride Weeks zeigt der Bericht, dass Berlin seinem Ruf als Regenbogenhauptstadt gerecht wird«, erklärt Behrendt zum Umsetzungsstand des Maßnahmeplans, an dem alle Senatsverwaltungen beteiligt sind.

»Der Berliner Senat will, dass alle Menschen in Berlin selbstbestimmt leben können, dass Vielfalt wertgeschätzt wird und niemand diskriminiert wird«, heißt es in einem Erklärvideo der Initiative, das am Mittwochvormittag zu Beginn der Vorstellung des IGSV-Berichts angespielt wird. Das Filmchen ist bunt und fröhlich aufgemacht und offenkundig darauf ausgerichtet, Berliner*innen in ihrer Heterogenität abzubilden.

Nämliches lässt auch der erweiterte Maßnahmeplan erkennen, der auf einer Initiative von 2009/2010 aufbaut, damals noch »Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt« genannt. Diese wurde 2019 zur IGSV ausgebaut und auch um den Aspekt der geschlechtlichen Vielfalt erweitert, der sich seither im Namen widerspiegelt. Die IGSV umfasst alle Aktionen und Maßnahmen des Senats zu LSBTI-Themen - Themen, die lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen betreffen. Sie setzt sich aus neun Handlungsfeldern zusammen, zu denen der Schutz von LSBTI-Geflüchteten ebenso gehört wie die Förderung von lesbischer Sichtbarkeit oder Aspekte wie Alter und Behinderung. Wie es im Umsetzungsbericht der Initiative heißt, seien die obersten Ziele der 92 Einzelmaßnahmen, eine Auseinandersetzung mit LSBTI-Feindlichkeit in der Gesellschaft zu initiieren, selbstbestimmte Teilhabe von LSBTI-Menschen zu ermöglichen - und die Akzeptanz geschlechtlicher und sexuelle Vielfalt zu erhöhen.

Senator Behrendt betont, dass zwar noch nicht alle, aber doch die meisten der 92 Maßnahmen mittlerweile abgeschlossen oder wenigstens begonnen worden seien. So verleiht Berlin zum Beispiel alle zwei Jahre den Preis für Lesbische Sichtbarkeit an Personen oder Gruppen, die sich für das Thema einsetzen. Weil es in Berlin aber nach wie vor viele Übergriffe auf Menschen der LSBTI-Community gebe, sei die Selbstermächtigung der Betroffenen ein weiteres Maßnahmenziel, sagt er. Man wolle erreichen, »dass Betroffene sich selbst wehren und Hilfe suchen können«. Neben einer verbesserten Dokumentation derartiger Vorfälle sei dafür 2021 auch eine Öffentlichkeitskampagne geplant, die Betroffene über Unterstützungsmöglichkeiten informieren soll. In allen Verwaltungen soll es zudem Ansprechpersonen für LSBTI-Themen geben - was in den wichtigsten Verwaltungen schon gut klappt. In den Bezirken hätten bisher erst Friedrichshain-Kreuzberg, Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Schöneberg solche Ansprechpartner*innen ernannt.

Dass noch längst nicht alles so schön und bunt ist, wie es das IGSV-Erklärvideo suggeriert, macht am Mittwoch im Anschluss an Behrendt die Gesamtleiterin der Offenen Initiative Lesbischer Frauen »Rad und Tat« (RuT) deutlich. Ina Rosenthal sagt: »Homosexualität ist in der Öffentlichkeit immer noch schwul, männlich und weiß - das bricht langsam auf.« RuT macht sich seit über 20 Jahren für mehr Zugangsmöglichkeiten für ältere lesbische Frauen und Lesben mit Behinderung stark. Um dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu widmen, kooperiert die Initiative unter anderem mit der neu ins Leben gerufenen Fachstelle LSBTI, Altern und Pflege: Sie soll zur besseren Sichtbarkeit von LSBTI in der Pflege und Altenhilfe beitragen und für entsprechende Bedarfe sensibilisieren. Man arbeite zudem tatkräftig daran, »die Angebote für Personen aus anderen Erfahrungshorizonten zugänglicher zu machen«, so Rosenthal. »Dass wir sie erreichen können, das ist ein Prozess, der hört nicht auf, und da müssen wir weitergehen.«

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