Raus aus den Startlöchern

Wolfgang Hübner über die Wahlkampagne der Linken

Zwei Monate sind es bis zur Bundestagswahl, und die Linke sitzt - nimmt man die Umfragewerte zum Maßstab - noch immer in den Startlöchern. Konstant um die sieben Prozent, das ist alles andere als erbaulich für eine Partei, die im zweistelligen Bereich landen und Teil einer sogenannten progressiven Regierung werden will.

Gründe dafür gäbe es zur Genüge. In diesem reichen Deutschland herrscht eine enorme soziale Schieflage. Das Gesundheitswesen muss dringend ausgebaut werden, wie die Coronakrise lehrt. Dass der konsequente Kampf gegen den Klimawandel nicht Industrielobbyisten überlassen werden darf, ist in den Tagen der Unwetterkatastrophe wohl allen klar geworden - außer vielleicht Armin Laschet. Die Wohnkosten sind ein Riesenproblem für Millionen Menschen. Diese Liste ließe sich lange fortsetzen.

In einer solchen Situation, nach 16 Jahren konservativ geprägter Regierungspolitik, wäre eine starke linke Kraft dringend nötig. Leider muss man das noch immer im Konjunktiv formulieren. Denn derzeit ist die Linkspartei das sechste Rad am Wagen. Die Probleme und Ursachen werden seit geraumer Zeit diskutiert, nicht nur in Zusammenhang mit den Thesen von Sahra Wagenknecht. Doch bisher hat die Linke keinen Weg gefunden, breiteren Wählerschichten plausibel zu machen, dass sie deren Interessen am besten vertritt. Dabei hat das Institut der Deutschen Wirtschaft neulich ausgerechnet, welche Partei mit ihrem Wahlprogramm den Menschen mit mittlerem und niedrigem Einkommen am meisten nützt: die Linke. Dennoch wird sie bisher von viel zu wenig Wählern als Teil einer besseren gesellschaftlichen Lösung betrachtet.

Daran muss die Linke dringend arbeiten. Ihr Aufbruch in höhere Regionen wurde schon mehrfach angekündigt. Viel Zeit ist dafür nun nicht mehr.

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