Keine Partys in der »Plötze«

Mitte verbietet »Pornceptual«-Open-Air im Strandbad

  • Aina Kaufmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Sexpositive Techno- und Fetisch-Party versus kleinbürgerliches Familienidyll: Im Bezirk Mitte gibt es Streit um Open-Air-Partys, die vom Bezirk mit Verweis auf Lärm- und Landschaftsschutz sowie Anwohner*innen-Interessen untersagt werden. Eigentlich sollte an diesem Sonntag im Strandbad Plötzensee die »Tropicalia by Pornceptual« stattfinden, als Teil des Projekts »Draußenstadt«, das das Club- und Kulturleben in der Hauptstadt wieder ankurbeln soll. Dann kam überraschend das Verbot durch den Bezirk – die Berliner Clubcommission will dagegen nun zusammen mit dem Betreiber des Bades klagen.

Dass Theaterveranstaltungen in dem Strandbad erlaubt sind, Tanzveranstaltungen aber verboten, ist für die Mitarbeitenden nicht nachvollziehbar. So sei den Betreiber*innen der »Plötze« mit einem Zwangsgeld von 10 000 Euro pro Tag oder Gefängnishaft gedroht worden, berichtet Mitarbeiterin Sarah Schubert dem »nd«. Dabei habe es anfangs viele positive Signale gegeben, von der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) bis hin zur Unterstützung durch CDU und FPD. Nach sechs Monaten und langem Hin und Her seien ihnen nun Tanzveranstaltungen »kategorisch untersagt« worden.

Laut Mittes Bezirksstadträtin für Kultur, Straßen und Grünflächen, Sabine Weißler (Grüne), geht es bei dem Verbot vor allem darum, »die Verwandlung des Strandbads Plötzensee in eine Event-Location« zu verhindern. »Legal organisierte Veranstaltungen sind besser als die illegalen Alternativen«, wendet Lutz Leichsenring von der Clubcommission ein. Er versteht zwar den Unmut des Bezirks über Vermüllung und Lärmbelästigung, dies sei jedoch etwa durch Lautstärke-Regulierung, Ausrichtung der Boxen oder auch fest vereinbarte Schließzeiten vermeidbar, so Leichsenring zu »nd«.

Das Bezirksamt sieht das anders und befürchtet »Massenpartys in Grünanlagen«. Bereits seit Mai sei klar, dass die Nutzung des Strandbades Plötzensee als Eventlocation unerwünscht sei, sagt Sprecherin Stefanie Engmann. Es habe keine Genehmigung für die Veranstaltung »Pornceptual« gegeben, und auch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa sei mehrmals darauf hingewiesen worden, das Strandbad von der Liste für das Projekt »Draußenstadt« zu entfernen. Begründet wird dies mit Beschwerden von Nutzer*innen über Störungen. Das Strandbad müsse auch für Familien mit Kindern zugänglich sein, betont Engmann.

Eine Sichtweise, die nicht nur Fetischfreund*innen empört, sondern sogar bei der Senioren-Union Mitte für Unverständnis sorgt. »Wir landen hier bald in Pjöngjang, wenn das so weitergeht«, sagte der Vorsitzende Wolfram Wickert am Donnerstag dem »Tagesspiegel Checkpoint«. Derlei Verbote würden die Stadt nur einschränken – geistig und kulturell.

Doch die Definition von Kultur ist eben Auslegungssache. Dass das Prime-Time-Theater im Gegensatz zur »Pornceptual«-Party in der »Plötze« stattfinden darf, begründet Engmann damit, dass die tropische Fetisch-Party einen »negativen Einfluss auf Umwelt und Natur« habe. Zumal sie darin eine Zweckentfremdung sieht, da dadurch Familien abgeschreckt würden.

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