Die einen feiern, die anderen hassen

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Nach einem Jahr coronabedingter Zwangspause tanzten und feierten am Samstag in Berlins Mitte wieder mehrere Zehntausend Menschen ausgelassen auf der «großen» Parade zum Christopher Street Day (CSD). Zu dröhnenden Technobässen zog der Demonstrationszug von der Leipziger Straße über den Potsdamer Platz, das Brandenburger Tor und die Siegessäule bis nach Schöneberg.

Anders als zuvor wollte der CSD in diesem Jahr wieder politischer sein. So sollte das Motto «Save Our Community - Save Our Pride» neben der Einforderung von Rechten Homosexueller auch auf die schwierige Situation vieler queerer Einrichtungen aufmerksam machen, deren Existenz aufgrund der Krise bedroht ist.

Mit dabei waren dann auch wie ehedem zahlreiche Berliner Politiker*innen, von Linke-Spitzenkandidat und Kultursenator Klaus Lederer bis zu seinem konservativen Kontrahenten, CDU-Landeschef Kai Wegner. Ursprünglich waren 20 000 Menschen erwartet worden. Die Polizei sprach später von rund 65 000 Teilnehmer*innen, die Veranstalter*innen zählten sogar 80 000. Voll war es auf jeden Fall.

Immer wieder wurden die Demonstrierenden daher über Lautsprecher dazu aufgerufen, das strikte Alkoholverbot, die Maskenpflicht und die Sicherheitsabstände einzuhalten. Letzteres war aufgrund der unerwartet hohen Teilnehmer*innenzahl nicht immer möglich. Größere Zwischenfälle und Verstöße stellte die Polizei aber nicht fest.

Zeitlich gesehen im Anschluss an den «großen» CSD zogen am frühen Samstagabend rund 1000 Menschen beim Internationalistischen Queer Pride vom Neuköllner Hermannplatz zum Oranienplatz in Kreuzberg. Die Demonstration richtete sich explizit gegen die «weißen, staatlich gesponserten Pinkwashing-Paraden und Regenbogenkapitalismus, sprich: den zuvor zu Ende gegangenen »Mainstream-CSD« in Mitte. Die Veranstalter*innen rekrutierten sich dabei hauptsächlich aus dezidiert antiisraelischen Gruppen. Nach Augenzeugenberichten wurden Journalist*innen dabei als »Zionistenpresse« beschimpft. Wiederholt skandiert wurde auch der in der Szene beliebte Slogan »From the river to the sea - free Palestine« (dt.: vom Fluss Jordan bis ans Mittelmeer - Palästina befreien), was die Auslöschung des Staates Israel impliziert.

Unterdessen ist es in der Hauptstadt in der Nacht zum Sonntag zum wiederholten Mal zu einem brutalen homophoben Angriff gekommen. Wie die Polizei mitteilte, wurde am Hackeschen Markt in Mitte ein 21-Jähriger, der eine Regenbogenfahne bei sich trug, von mehreren Männern attackiert, getreten und ins Gesicht geschlagen. rru/mit Agenturen

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