Tasiadis holt dritte deutsche Medaille

Der Slalomkanute lässt den Frust von 2016 endgültig hinter sich

  • Frank Kastner, Tokio
  • Lesedauer: 3 Min.

Kaum hatte Sideris Tasiadis Bronze um den Hals hängen, startete der Slalomkanute seine Goldmission. »Wir sehen uns in drei Jahren wieder«, sagte der 31-jährige Augsburger mit Blick auf Paris 2024. Dort will er seine Sammlung komplettieren, nachdem es 2012 schon Silber gab.

Auch wenn Gold schon am Montag im Kasai Canoe Slalom Centre von Tokio greifbar gewesen war, genoss er den bronzenen Erfolg. »Es ist pure Freude, denn der Weg hierher war hart und sehr lang. Ich bin stolz und sehr glücklich über meine zweite olympische Medaille«, sagte Tasiadis nach der Siegerehrung. Kleinlaut fügte er an: »Klar wollte ich Gold, ich weiß auch, wo ich die Zeit verloren habe. Doch als guter Sportler muss man auch den Superlauf vom Slowenen Benjamin Savsek anerkennen, er hat das cool gemacht«, lobte der Polizeiobermeister.

Der Canadier-Spezialist sorgte am Montag für die erste Medaille des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV). Zugleich war es das dritte Edelmetall fürs gesamte deutsche Olympiateam. Nach dem Slowenen hatte sich auch Lukas Rohan aus Tschechien an ihm vorbeigeschoben. Zum ersehnten Gold fehlten klare 5,45 Sekunden, weil Tasiadis bei seiner Finalfahrt Probleme an Tor 19 hatte und dort viel Zeit verlor. »Vom Leistungsniveau entspricht die Medaille den Erwartungen, vom Potenzial war sogar mehr drin«, bilanzierte Cheftrainer Klaus Pohlen.

Für den erneuten Coup im Kanal hatte Tasiadis nichts dem Zufall überlassen. Die bitteren Momente von Rio 2016, als er in der Qualifikation und im Halbfinale Bestzeit fuhr, dann aber mit einem Leichtsinnsfehler die Medaille als Fünfter um 46 Hundertstelsekunden verpasste, wollte er diesmal unbedingt vermeiden. Dafür baute der Routinier extra ein Boot um. »Ich habe einfach ein Kajak zum Canadier umgebaut.« Das dreht besser und spricht schneller auf Lenkbewegungen an. Hinzu kam ein neues Paddel, das nur noch 250 Gramm wiegt. Der Vorteil zahlte sich aus. Kurios zudem: Tasiadis hatte das Ticket für Tokio als Letzter ergattert. Bei der EM in Italien bewies er Nervenstärke und setzte sich gegen Weltmeister Franz Anton aus Leipzig durch.

Das erste Mal saß Tasiadis mit elf Jahren im Boot. »Ich hatte die Sportart vorher gar nicht gekannt, obwohl ich in Augsburg aufgewachsen bin«, erzählte er. Wie jeder Jugendliche sei auch er eher beim Fußballspielen auf dem Bolzplatz zu finden gewesen.

An Kanuslalom führte ihn dann sein Sportlehrer heran. Im Jugendalter erlernte Tasiadis bei ihm spielerisch das Paddeln. Zur Motivation schloss er mit ihm sogar Wetten ab. Um das Gefühl und das Auge für das Wasser zu bekommen, fuhr Lehrer Gebhard in den Ferien mit seinen Schützlingen sogar nach Slowenien oder Frankreich auf wilde Flüsse. Daher kann sich Tasiadis auch schwere Strecken schnell erarbeiten. »Wir haben gelernt, das Wasser zu lesen«, sagte Tasiadis nun. In Tokio hat es geholfen. dpa/nd

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