Stimmung im Keller

Studie: Lockdown macht viele Jugendliche depressiv

Die Randale von Jugendlichen in Frankfurt und Stuttgart im vorigen Sommer, die auf den ersten Blick sinnlos erschienen, weil sie keinem politischen Motiv folgten, waren wohl vor allem eines: ein emotionaler Ausbruch aus einer äußerst belastenden Ausnahmesituation. Die Schulschließungen und Kontaktverbote während des ersten Lockdowns stellten schließlich das Leben von Jugendlichen von einem Tag auf dem anderen auf den Kopf.

Diese verordneten Einschränkungen setzten den Heranwachsenden erheblich zu. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB), die am Mittwoch vorgestellt wurde. Der Anstieg von »klinisch relevanten depressiven Symptomen wie Schwermut, Verzweiflung und Antriebslosigkeit« sei vor allem bei Jugendlichen im Alter von 16 bis 19 Jahren gravierend, heißt es darin. Nach einer Hochrechnung ist rund ein Viertel der Altersgruppe betroffen - insbesondere Mädchen und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Im Jahr vor der Pandemie sei dagegen nur bei etwa 10 Prozent der Altersgruppe eine »klinisch relevante Symptomatik von Depressivität« festgestellt worden, erläuterte der Co-Autor der Studie, Martin Bujard.

Insgesamt sei die Entwicklung vieler Kinder und Jugendlicher infolge der Pandemie beeinträchtigt worden. Nicht zuletzt, weil sich durch die Schulschließungen die »gesundheitsbezogene Lebensqualität« bei rund 1,7 Millionen Jugendlichen im Alter von 11 bis 17 Jahren erheblich verschlechtert habe. Für ihre Untersuchung haben die Forscher teils veröffentliche Studien zusammengefasst, teils eigene Analysen und statistische Daten einfließen lassen.

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Die Autoren der Studie empfehlen, im weiteren Pandemieverlauf die Schulen weitgehend offen zu halten. »Im Lockdown entfällt Schule als ein mit Lernen assoziierter Ort, der einen festen Rhythmus von Lern- und Erholungszeiten vorgibt, was Folgen für die Lernmotivation, Lernzeiten und Lernerfolg hat«, sagte die Soziologin Kerstin Ruckdeschel vom BIB. Vor allem Schülerinnen und Schüler aus bildungsfernen Familien oder diejenigen, die zu Hause kein Deutsch sprechen, seien durch Schulschließungen besonders benachteiligt.

Mit Blick aufs neue Schuljahr dürfe aber nicht nur einseitig auf Nachhilfeangebote gesetzt werden, riet das Institut, sondern man müsse auch immer die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Blick haben. Kontakte mit Gleichaltrigen sowie Sport, Freizeiterlebnisse und Reisen seien ebenso wichtig. Psychisch gesunde und selbstsichere Kinder könnten mögliche Lernrückstände besser aufholen, so die Experten.

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Hilfreich seien etwa Programme, die Kindern aus sozial schwachen Familien die Teilnahme an Ausflügen und Schulfahrten finanzierten. »Wenn Kinder und Jugendliche wieder Zeit für Aktivitäten mit Gleichaltrigen bekommen und Lebensfreude zurückgewinnen und das schulische Aufholen ohne zu viel Druck und Verunsicherung gestaltet wird, wird sich auch die psychische Belastung der Jugendlichen verringern können«, heißt es in der Studie. Werde aber schulischer Druck ausgeübt und die Schüler verunsichert, dann drohten ernsthafte psychische Erkrankungen.

Von einer verlorenen Generation wollen die Studienautoren nach zwei Schuljahren im Ausnahmezustand aber trotzdem nicht sprechen. Schließlich seien rund zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen trotz einiger Schwierigkeiten relativ gut durch die pandemiebedingten Einschränkungen gekommen.

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