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Der Laden muss laufen - immer
Ulrike Henning über Tech-Konzerne, die die Daumenschrauben anziehen
Google und Facebook führen, zunächst nur in den USA, eine Impfpflicht für ihre Belegschaften ein. Wer aus dem Homeoffice zurück ins Büro will, muss sich immunisieren lassen. Entsprechend lokaler Vorgaben werde es auch Regeln für jene geben, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können. So weit, so gut? Fakt ist, hier werden Regeln verschärft. Unklar bleibt dabei, ob die Leute aus der Tech-Branche nicht sowieso das Arbeiten außerhalb des Büros vorziehen und der Impfkampagne in den USA (auch dort stockt sie) nicht eher ein Bärendienst erwiesen wurde.
Die Neuerung, die es später auch in den überseeischen, darunter europäischen Niederlassungen der Konzerne geben soll, entspricht aber der Firmenpolitik nicht nur in den USA: Die Produktion am Laufen halten selbst in der Pandemie, unter allen Umständen. Den Preis müssen andere zahlen, auch die Beschäftigten.
Für sie ist das Arbeiten zu Hause eine zwiespältige Sache - ausschließlich im Homeoffice wollen die wenigsten bleiben. In Deutschland kommen die Beschäftigten in diesen Sommerwochen nach und nach zurück in die Büros, auch wegen der persönlichen Kontakte. Das Stichwort Büro verweist darauf, dass der Arbeitsort sich nicht für alle Lohnabhängigen einfach verschieben lässt. Krankenbett, Baustelle, Fließband - Menschen, die hier tätig sind, müssen sich jeden Tag auf den Weg machen. Deshalb dürfen sie noch lange nicht zu einer Impfung gezwungen werden - solange es keine gesetzliche Pflicht gibt. Arbeitgeber müssen hierzulande sicherstellen, dass Infektionen verhütet werden. Es braucht dafür mehr als den guten Willen des Chefs, nämlich auch Betriebsräte und Gewerkschaften, damit die Bedingungen für alle erträglich bleiben. Und nicht Homeoffice-Befürworter gegen Impfwillige ausgespielt werden.
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