- Kommentare
- Dariusz Oko
Polnischer Kulturkampf
Aert van Riel zum Streit um Äußerungen des Theologen Dariusz Oko
Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass jeder alles verbreiten kann, was ihm gerade durch den Kopf geht. Sie hat Grenzen und endet dort, wo Menschen herabgewürdigt und Worte dazu benutzt werden, um zum Hass aufzustacheln. Deswegen ist es nachvollziehbar, dass das Amtsgericht Köln einen Strafbefehl wegen Volksverhetzung gegen Dariusz Oko verhängt hat. Der polnische Theologieprofessor hatte in einem Text homosexuelle Geistliche unter anderem als »eine Kolonie von Parasiten« und »Krebsgeschwür« bezeichnet. Rechte polnische Politiker wollen den Fall nun für sich ausschlachten. Sie werfen der Justiz in der Bundesrepublik vor, die Meinungsfreiheit zu gefährden.
Dahinter steckt ein Kulturkampf, den die Nationalkonservativen in Polen anfachen. Die Regierenden in Warschau reden den Menschen ein, dass ihre Kultur durch »den liberalen Westen« bedroht werde. Wer sich im Kampf befindet, der greift zu harten Maßnahmen wie der Justizreform und setzt unabhängige Medien unter Druck.
Die Zustimmung für diese Politik erkauft sich die Regierungspartei PiS durch eine Sozialpolitik, die am Katholizismus ausgerichtet ist und Kinderkriegen belohnt. Nur die Polen selbst können verhindern, dass die autoritäre Herrschaft in ihrem Land zementiert wird.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!