Hoher Stellenwert für Familienfreundlichkeit
Studie: Flexiblere Arbeitsmodelle auch nach der Corona-Krise
Einer Studie des Wirtschaftsforschungsunternehmens Prognos zufolge haben die Erfahrungen in der Corona-Pandemie vielerorts zum Umdenken geführt und den Weg für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf geebnet. Fast zwei Drittel (65 Prozent) der befragten Unternehmen wollen flexiblere Arbeitsmodelle nach dem Ende der Corona-Krise zumindest zum Teil beibehalten, wie aus einer in Berlin veröffentlichten Studie hervorgeht.
Familien- und Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) rief Beschäftigte und Arbeitgeber dazu auf, nicht wieder in alte Muster zurückzufallen, sondern die gemachten Erfahrungen für eine »familiengerechte Arbeitswelt« zu nutzen. Eine wesentliche Erkenntnis der Prognos-Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums lautet, dass eine gute Kommunikation entscheidend ist.
Suche nach individuellen Lösungen
Es gehe meist darum, individuelle Lösungen zu finden und nicht eine Regel für alle. Der Studie zufolge haben viele Mütter und Väter mit Kindern unter 15 Jahren in der Pandemie das Gespräch mit Vorgesetzten gesucht. 81 Prozent hätten angegeben, dass ihnen weitergeholfen wurde. 30 Prozent seien der Meinung, durch Corona habe sich in ihrem Betrieb jetzt insgesamt die Möglichkeit verbessert, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen.
Die meisten Unternehmen sind laut der Prognos-Umfrage mit ihren krisenbedingten Entscheidungen für familienfreundliche Maßnahmen zufrieden: 88 Prozent gaben an, es sei eine gute Entscheidung gewesen, entsprechende Angebote für ihre Mitarbeitenden eingeführt oder inzwischen sogar ausgeweitet zu haben.
Weiter geht aus der Studie hervor, dass insgesamt 41 Prozent der Unternehmen im Laufe der Krise Homeoffice ausgeweitet oder neu eingeführt haben. »Gerade Unternehmen, die dem Projekt Homeoffice skeptisch gegenüberstanden, haben umgedacht und erkennen die Vorteile, die Homeoffice entfalten kann, wenn gleichzeitig die Kinderbetreuung gesichert ist«, schreiben die Autorinnen und Autoren der Studie.
Kultureller Wandel in Unternehmen
Die Umfragen geben auch interessante Hinweise auf einen kulturellen Wandel in den Unternehmen: Entgegen der These, Corona habe dazu geführt, dass Mütter aus dem Erwerbsleben herausgedrängt werden, sprachen sich in der Befragung 78 Prozent der Unternehmen gegen eine Re-Traditionalisierung der Elternrollen und für aktive Vaterschaft aus.
Familienministerin Lambrecht sagte, es bestehe jetzt die Chance, eine neue Qualität der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erreichen. Auch die Wirtschaft profitiere von guten Arbeitsbedingungen für Eltern. »Das haben die meisten Unternehmen inzwischen erkannt«, äußerte sich die Ministerin zuversichtlich.
Für die Sicht der Firmen wurden Personalverantwortliche befragt, im Frühjahr und Sommer 2020 in 750 Telefoninterviews sowie im Frühjahr 2021 in 700 Telefoninterviews. Auch die beschäftigten Eltern mit Kindern unter 15 Jahren wurden zweimal befragt, und zwar online. Es gab fast 1500 Befragungen im Jahr 2020 und 1000 Befragungen 2021. epd/nd
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