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Nicht noch mal Quarantäne
Mit Maske, Stäbchen und etwas Optimismus ist das neue Schuljahr gestartet
Das Gewusel ist groß und der Lautstärkepegel hoch am Dienstagmorgen vor der Hunsrück-Grundschule in Kreuzberg. Mittendrin Maike und Hannah, seit Montag besuchen die beiden Achtjährigen die dritte Klasse. Die Freundinnen, deren Eltern die richtigen Namen ihrer Kinder nicht in der Zeitung lesen wollen, tauschen sich auch noch vor Beginn des zweiten Unterrichtstages des neuen Schuljahres lebhaft über ihre Ferienerlebnisse aus: Ostsee, Sardinien, die Überraschung mit dem Baumarkt, der dann eine Kirmes war. Man kommt nicht ganz hinterher.
Die Stimme von Maike geht dann noch mal zusätzlich in die Höhe, als sie hört, dass an Berlins Grundschulen demnächst die Maskenpflicht fallen könnte. »Oh, cool!«, ruft sie. Denn immer wenn sie spreche - oder wie Maike sagt: »bei jedem Pups« - müsse sie die Mund-Nasen-Bedeckung abnehmen und dann wieder aufsetzen: »So was von nervig!« Das sieht ihre Freundin ganz anders. »Ich mag Masken«, sagt Hannah und lacht. »Die sind doch gemütlich und im Winter so warm.« Es sei ihr egal, ob die Maskenpflicht aufgehoben werde oder nicht: »Ich ziehe die weiter an.«
Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hatte vor einigen Tagen angekündigt, die Maskenpflicht an Grundschulen nach der zweiten Unterrichtswoche auf den Prüfstand zu stellen. Im gleichen Atemzug betonte sie aber, dass noch nichts in Stein gemeißelt sei. »Da möchte ich mich noch nicht festlegen. Wir müssen uns das dann anschauen«, so Scheeres mit Verweis auf das Infektionsgeschehen in der Hauptstadt.
Astrid-Sabine Busse vom Interessenverband Berliner Schulleitungen geht auch aus diesem Grund nicht davon aus, dass die Maskenpflicht kassiert wird. »Ich denke, wir müssen uns das alles noch ein bisschen weiter anschauen. Ich persönlich trage ja auch nicht gern Maske. Aber man darf nicht vergessen: Die Kinder sind alle ungeschützt.« Sicherheit müsse vorgehen, findet Busse, die eine Grundschule in Neukölln leitet.
Skeptisch ist sie, was den aktuell diskutierten Einsatz von sogenannten Lolli-Pool-Tests an den Schulen angeht. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Lolli-Tests flächendeckend so bald kommen«, sagt Busse zu »nd«. In der kommenden Woche soll an insgesamt 24 Berliner Grundschulen ein sechswöchiges Pilotprojekt mit diesen PCR-Tests starten. Dann werde man die Ergebnisse auswerten und entscheiden, ob das Projekt ausgeweitet werden kann, heißt es auf nd-Nachfrage aus der Senatsbildungsverwaltung.
Die Zurückhaltung im Haus von Senatorin Scheeres scheint auf den ersten Blick paradox. Denn verglichen mit den aktuell verwendeten Corona-Schnelltests gelten die Ergebnisse dieser PCR-Tests als verlässlicher. Und unbestritten sind sie einfacher zu handhaben: 30 Sekunden an einem Tupfer lutschen, anschließend gehen sämtliche Tupfer als »Pool« - also als eine Art Gruppentopf - ins Labor zur Auswertung. Ist der Pool positiv, müssen alle Kinder einen weiteren Test machen, bei dem die Proben einzeln analysiert werden, um herauszufinden, wer infiziert ist.
Für Astrid-Sabine Busse ist insbesondere der Zeitraum zwischen Testung und Eintreffen der Auswertungsergebnisse die große Unbekannte. Bei bis zu einer Million Tests pro Woche kämen die Labors rasch an ihre Grenzen. »Dementsprechend viel Zeit verstreicht, bis wir Bescheid wissen, wenn es einen positiven Fall gibt.« Ein Punkt, den auch die Bildungsverwaltung gegenüber »nd« nennt, um zu erklären, weshalb man zunächst nur auf ein Modellprojekt setzt.
Die Drittklässlerinnen Maike und Hannah von der Hunsrück-Grundschule sind sich derweil - wie bei den Masken - auch bei den Tests nicht einig. Hannah sagt, dass ihr der Schnelltest mehrmals die Woche nichts ausmacht: »Da hab’ ich mich dran gewöhnt.« Maike hält dagegen: »Ja, gewöhnt schon, aber es ist nervig, jetzt wieder fast jeden Tag so’n Stäbchen in die Nase zu stecken.« Von den Lolli-Tests hat Maike schon gehört: »Das habe ich schon zwei Mal gemacht. Das schmeckt aber nach gar nichts. Das ist kein echter Lolli.«
Was sich die beiden für das neue Schuljahr wünschen? »Auf jeden Fall nicht noch mal diese Quarantäne, das war verdammt doof«, sagt Hannah.
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