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Reif für eine Medaille

Von der EM wollen die deutschen Volleyballerinnen endlich Zählbares mitnehmen

Wenn man Volleyball auf höchstem Niveau spielt, ist es wie Fahrrad fahren. Man verlernt es nicht. Davon zeigt sich zumindest der Bundestrainer Felix Koslowski kurz vor dem EM-Start der Volleyballerinnen überzeugt. Er muss es auch sein, denn wenn Hauptangreiferin Louisa Lippmann nicht zu ihrer Normalform findet, dürfte es seinem Team kaum gelingen, das aufgestellte Ziel zu erreichen. Das heißt Halbfinale, möglichst sogar eine Medaille.

Die beste Spielerin hatte sich in diesem Länderspielsommer eine Auszeit gegönnt. »Wir sind alle froh, Louisa jetzt wieder dabei zu haben. Sie bringt viele spielerische Qualitäten mit, aber auch ein Stück Durchschlagskraft, die uns ohne sie in der Nations League abhanden gekommen war. Viel wichtiger aber ist die Persönlichkeit. Sie gehört zum Herzen des Nationalteams«, sagt Koslowski über seinen Star Lippmann.

Im Gegensatz zu anderen Medaillenkandidaten ist Deutschland gezwungen, die an diesem Mittwoch startende Europameisterschaft zum Jahreshöhepunkt zu erklären. Die Olympischen Spiele hatte Koslowskis Team im Januar 2020 durch eine einzige Niederlage im Qualifikationsturnier aus der Hand gegeben - im Finale verlor man 0:3 gegen die Türkei. Danach kam Corona und eine anderthalbjährige Turnierpause, sieht man von der Nations League ab, die alle Nationalteams jedoch eher als Testfeld für die großen Meisterschaften nutzen. Lippmann ließ nach kräftezehrenden Jahren, in denen sie für Klubs aus Shanghai und Kaliningrad spielte, auch die Nations League aus. »Ich hatte ein straffes Programm in China und Russland. Für mich war die Pause die richtige Entscheidung, denn so bin ich frisch in die EM-Vorbereitung gestartet«, sagt sie jetzt. Und Koslowski gefiel, was er in der Vorbereitung von Lippmann sah: »Louisa ist ein Vollprofi. Sie weiß, wie man sich auch in so einer Auszeit fit hält.

Für die 26-Jährige wird das Turnier in Bulgarien, Serbien, Kroatien und Rumänien bereits ihre dritte EM sein. Zweimal kam sie unter die besten Acht, weiter jedoch nie. «Das Viertelfinale kennen wir jetzt - reicht jetzt! Wir möchten mal den Schritt darüber hinaus schaffen und vielleicht sogar ins Endspiel kommen. Natürlich wissen wir, dass die Leistungsdichte in Europa sehr hoch ist. Trotzdem träumen wir von der Medaille», sagt Lippmann. Durch die Pause fehle ihr noch der Spielrhythmus. Im Grunde sogar dem gesamten deutschen Team, da die anderen Favoritinnen aus Serbien, der Türkei, Russland und Italien alle in Tokio dabei waren. Dafür werden einigen dieser Nationen nun ein paar Stammkräfte fehlen, weil die sich nach Olympia eine Verschnaufpause gönnen.

Zum Auftakt treffen Lippmann und Co. am Donnerstag auf die Polinnen, mit denen die Deutschen noch eine Rechnung begleichen wollen. Auch bei der EM 2019 hatten Koslowskis Spielerinnen ihre Vorrundengruppe gewonnen, scheiterten dann aber im Viertelfinale in Łódź mit 2:3 im Tiebreak an den Gastgeberinnen. Dieses Mal soll es besser laufen, denn so ist Koslowski überzeugt, das junge Team sei reifer geworden: «Wir haben Spielerinnen, die bei wichtigen Höhepunkten Erfahrungen gesammelt haben. Dazu kommen aber auch Neulinge, die noch keine EM erlebt haben. Sie bringen Euphorie und Unbekümmertheit mit.»

Die größte Überraschung im Kader war die gerade mal 20-jährige Dresdner Mittelblockerin Monique Strubbe, die in der Vorbereitung ihr erstes Länderspiel bestritt. Als ich ihr die Nominierung mitgeteilt habe, war sie ungläubig. Sie hatte nicht damit gerechnet«, berichtet der Trainer. »Aber wenn du mit Können und der richtigen Einstellung hier herkommst, kannst du es ins Team schaffen.« Strubbe sei wissbegierig und habe vollen Einsatz in jedem Training gezeigt. Nun soll sie das auch in Plowdiw zeigen.

Neben Polen und Bulgarien werden Tschechien, Griechenland und Spanien weitere Vorrundengegner sein. Niemand dürfe unterschätzt werden, aber Platz eins oder zwei in der Gruppe sei angestrebt, so Koslowski, um nicht schon im Achtelfinale auf starke Konkurrentinnen zu treffen. Spätestens im Viertelfinale, das Deutschland seit 2007 immer erreicht hat, lässt sich das aber nicht mehr vermeiden. Und dann soll es endlich mal wieder weitergehen als zuletzt in großen Meisterschaften. »Unser Ziel ist nicht, wieder ein sehr gutes Turnier zu spielen, sondern dass wir Zählbares mit nach Hause nehmen können.« Bei Lippmann klingt das ganz ähnlich: »Wir wissen, dass wir das Zeug dazu haben und wollen uns endlich mal belohnen. Jetzt sind wir dran.«

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