Ein geplantes Scheitern

Daniel Lücking über den Umgang mit afghanischen Ortskräften

  • Daniel Lücking
  • Lesedauer: 2 Min.
»Nüchtern betrachtet kommt für Maas und Kramp-Karrenbauer Glück hinzu. Denn wenn alle sich irren, muss der Einzelne keine Verantwortung übernehmen«, kommentiert Politikchef Thomas Siegmund im Handelsblatt Morning Briefing. Im Versuch, das Versagen der internationalen Gemeinschaft beim Abzug aus Afghanistan zu rechtfertigen, entblößen sich dieser Tage Staatschefs wie US-Präsident Joe Biden, aber auch deutsche Repräsentanten einer Regierungspolitik, die auf den ersten Blick keine wirkliche Idee für den Umgang mit Afghanistan gehabt zu haben scheint.

Dass sich alle Staaten geirrt haben sollen, sollte sich aber niemand erzählen lassen. Das Versagen in Afghanistan war seit Jahren absehbar. Zeitlich befristete Zusagen von Hilfen, ein Abzug auf Raten – Afghan*innen war lange vor den Erklärungen des Westens klar, dass das Land sich selbst überlassen werden würde. Die steigenden Zahlen geflüchteter Afghan*innen der letzten Jahre sprechen da eine eindeutige Sprache. Zahlen, die weder dem Außenministerium, noch dem Verteidigungs- oder dem notorisch Abschiebungen propagierenden Innenministerium entgangen sind.

Nüchtern betrachtet hat sich niemand geirrt. Nüchtern betrachtet war es der Politik egal, wie viele Menschen zurückbleiben. Wäre es anders gewesen, so hätte man aus den Fällen bedrohter und ermordeter Ortskräfte der letzten Jahre den Schluss gezogen, dass ihre Sicherheit selbst mit internationaler Truppenpräsenz nicht gewährleistbar war. Die Zahlen von Deserteuren der afghanischen Armee und das Wissen um Korruption hätten die Rettung von Ortskräften zeitlich weit vor den Abtransport von Material und dem Abzug der Truppen setzten müssen. Koordiniert wären dann aber Zehntausende zu retten gewesen. Jetzt sind es ein paar Hundert.

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