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Neue Saison, alte Probleme
Hertha BSC steht nach der zweiten Niederlage am Tabellenende der Bundesliga
Am zweiten Spieltag der neuen Saison in der Bundesliga durfte auch Hertha BSC endlich wieder Zuschauer im Olympiastadion begrüßen. Mit dem Spiel am Sonnabend offenbarten die Berliner aber auch gleich wieder viele Probleme, die den Klub schon jahrelang begleiten. Die sportlichen Fakten zuerst: Nach dem 1:2 (0:0) gegen den VfL Wolfsburg steht die Hertha als einzig noch punktloses Team am Tabellenende.
Fredi Bobic erlebte sein erstes Heimspiel als neuer, starker Mann bei der Alten Dame. Vielleicht ist er deshalb noch etwas optimistischer als manch anderer. »Ich bin mir sicher, dass viel mehr Zuschauer gekommen wären, wenn alles frei zugänglich wäre und die Kapazitäten nicht beschränkt gewesen wären«, sagte der Sport-Geschäftsführer am Sonntag. 25 000 hätten am Tag zuvor kommen dürfen, um die Hertha seit langem mal wieder live spielen zu sehen. Dies wollten dann tags zuvor tatsächlich aber nur gut 18 000. Der Verein hadert aber nicht erst seit gestern mit dem mangelnden Zuspruch in der Hauptstadt. Bobic war das erst mal egal. Mit Blick auf eine komplette Öffnung der deutschen Fußballstadien polterte er, dass sich Hertha BSC einer Klage anschließen würde.
Ein alt bekanntes Gesicht des Berliner Bundesligisten hat man selten so sauer gesehen wie am Sonnabend. Dafür, dass Pal Dardai trotz deutlich verpasster Punkteklausel im Vertrag dennoch Trainer geblieben ist, gibt es gute Gründe. Einerseits hat er Hertha im Sommer, wenn auch knapp, wieder einmal vor dem Abstieg bewahrt. Zudem ist er ihr erfolgreichster Trainer in den letzten zwölf Jahren. Und: Der 45-Jährige ist äußerst beliebt beim Anhang. In der Zeit des großen Umbruchs auf vielen Ebenen des Vereins und dennoch anhaltender Erfolglosigkeit ist der Ungar eine wichtige, identitätsstiftende Konstante.
Der erste Ärger Dardais über spät verspielte Punkte war verständlich. Schließlich war sein Team nach einer Stunde per Elfmeter durch Dodi Lukebakio in Führung gegangen. Dem Wolfsburger Ausgleichstreffer in der 74. Minute von Ridle Baku folgte aber noch der Siegtreffer durch Lukas Nmecha in der 88. Minute. Nimmt man den Spielverlauf, besteht jedoch kein Grund zum Klagen: Der VfL Wolfsburg war die bessere und gefährlichere Mannschaft und feierte einen verdienten Erfolg. Hertha BSC hatte nur nach dem Wiederanpfiff eine gute Viertelstunde, ansonsten wirkten die Berliner recht hilflos und versuchten sich meist nur angestrengt daran, den Gegner vom eigenen Tor fernzuhalten.
Immerhin will Dardai sein Team im nötigen »Kampfmodus« gesehen haben. Das führte den Berliner Trainer aber direkt zu offener Kritik. »Bei mir spaziert keiner mehr herum. Alles, was im letzten Jahr war, akzeptiere ich nicht mehr, egal um welche Namen es geht.« Damit hatte Herthas Trainer auf die Frage nach Matheus Cunha geantwortet. Der brasilianische Olympiasieger saß, obwohl einsatzfähig, nur auf der Tribüne. Dessen auffallend lässige und nur wenig mannschaftsdienliche Spielweise mag Dardai überhaupt nicht.
Die Tirade des Trainers könnte man aber auch als allgemeine Kritik an der Einkaufspolitik des Klubs verstehen, der bekanntlich mit den von Lars Windhorst investierten 375 Millionen Euro lieber heute als morgen in die Champions League will. Diese Kritik hatte Dardai schon geäußert, als er Ende Januar als Retter zurückgeholt wurde. Wirklich überzeugend traten die Neuzugänge dieses Sommers auch gegen Wolfsburg nicht auf. Kevin-Prince Boateng, von den Fans als heldenhafter Rückkehrer verehrt, blieb 43 Minuten lang blass. Danach musste er verletzt ausgewechselt werden. Dieser Transfer könnte dem des Weltmeisters Sami Khedira gleichen: Ein großer Name, gekommen im vergangen Februar, gegangen nach neun Spielen. Und auch Suat Serdar wirkte am Sonnabend im zentralen Mittelfeld oft überfordert.
Wie es um den Teamgeist bestellt ist, zeigte die 60. Minute. Dodi Lukebakio und Davie Selke standen am Elfmeterpunkt, jeder mit einem eigenen Ball in der Hand - und stritten sich wie zwei kleine Kinder um die Ausführung des Strafstoßes. Erleichterter Jubel war bei Selke nach dem Führungstor nicht zu beobachten. Später beschrieb Dardai diese Situation als »vorbildlich«. Jeder Trainer wünsche sich doch Spieler, die Verantwortung übernehmen wollen. So kann man es auch interpretieren. Muss man aber nicht - so, wie Fredi Bobic. »Mir hat das nicht gefallen. So etwas kann man einfacher regeln, schon vor dem Spiel. Dass es diese Diskussion auf dem Platz gab, sieht nach außen nicht gut aus«, meinte der Sportchef. Unstimmigkeiten mit Vorgesetzten sind für Dardai bei Hertha BSC aber auch nichts Neues.
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