Neues Grün für alte Mitte Berlins

Rathaus- und Marx-Engels-Forum sollen zu einer Parklandschaft inmitten von Stadtgeschichte werden

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Berlins historische Mitte wird verkehrsberuhigt und grün. Anders, als von manchen Hauptstädtern und Experten erhofft, wird der Bereich zwischen dem Roten Rathaus und der Marienkirche, zwischen Alexanderplatz und Fernsehturm auf der einen Seite und dem neuen Humboldt Forum jenseits der Spree auf der anderen Seite nicht bebaut. Es wird keine Wiederaufnahme der einstigen Straßen- und Quartierstrukturen geben.

Das zählt zu den Ergebnissen des im Mai 2020 von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ausgelobten Wettbewerbs zur Freiraumgestaltung des Rathaus- und Marx-Engels-Forums. Am Montag ist im Neuen Stadthaus der von einer Jury ermittelte Siegerentwurf vorgestellt worden. Durchgesetzt hat sich unter 53 eingereichten Arbeiten und unter Bürgerbeteiligung weiterentwickelt der Gestaltungsentwurf des Köln-Bonner Büros RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten. «Die Arbeit überzeugte das Preisgericht auf den ersten Blick mit einer prägnanten Figur, die auf einem zentralen Band die denkmalgeschützten Bereiche des Rathausforums mit dem des Marx-Engels-Forums verbindet und in einem Freitreppenbereich endet», teilte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit. Das Areal umfasse das Umfeld des Fernsehturms, die Grünflächen am Roten Rathaus, das Gebiet um die Marienkirche und den Platz vor dem Roten Rathaus bis hin zum Neptunbrunnen. Dieser stehe ebenso unter Denkmalschutz wie das Marx-Engels-Forum und etliche Bau- und Bodendenkmale.

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Entstehen soll ab 2024, ausgeführt von Grün Berlin, ein grünes Flanierband vom Fernsehturm bis zum Ufer der Spree, das - flankiert von Stadthainen - dort in einer Art Bühne mit Sitzterrassen mündet. Unklar und offenbar noch ohne Einvernehmen mit der Obersten Denkmalschutzbehörde sind allerdings Platzierung und Gestaltung des 1986 eingeweihten Marx-Engels-Forums selbst.

«Mehr Mitte geht ja gar nicht. Hier stößt man quasi direkt auf die Geschichte», so umschrieb Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel (Linke) dieses geschichtsträchtige Areal. «Insofern ist dieser Ort ein sehr besonderer. Und es ist eine große Herausforderung, diesen Platz gut und neu zu gestalten.»

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«Über 30 Jahre nach der Wiedervereinigung wird der zentrale Freiraum zwischen Fernsehturm und Spree vis-à-vis des Humboldt Forums endlich umgestaltetet, so dass er den Bedürfnissen einer lebendigen und kreativen Metropole entspricht», sagte der Senator. Der Siegerentwurf setze dabei einen starken grünen Akzent für die Berliner Mitte. Er entspreche damit dem Votum der Berliner, die sich im Rahmen der Erarbeitung und 2016 beschlossenen Leitlinien für Bürgerbeteiligung für den Freiraum als Ort der Versammlung, der politischen Aktionen und der Erholung für die diverse und kreative Stadtgesellschaft ausgesprochen hätten. «Eines der Kernelemente dieser Leitlinien ist es gewesen, einen Ort für alle zu schaffen», sagte er.

«Berlins Mitte wird grüner, attraktiver und klimarobuster», erklärte Umweltsenatorin Regine Günther (Grüne). Mehr Grün - das sei etwas, das Berlin in Zukunft besonders brauche. Die Entscheidung, das Rathaus- und das Marx-Engels-Forum frei von Bebauung zu halten, ermöglicht eine zukunftsfähige Gestaltung.« Der Siegerentwurf biete hohe Aufenthaltsqualität mit Flächen zum Flanieren, zum Ausruhen, zum Genießen von spektakulären Aussichten auf Dom, Humboldt Forum und Fernsehturm. Geplant werde mit viel Grün, mit Bäumen, die Schatten spenden, mit Wasser, das zur Kühlung beiträgt, aber auch mit Versickerungsflächen und künftig einem angepassten Regenwassermanagement. »Zusammen mit dem weiteren Umfeld wird hier ein moderner, klimaresilienter Stadtraum geschaffen, der vielfältige Nutzungen einer vielfältigen Gesellschaft ermöglicht«, lobte sie. Der Entwurf sei ein Meilenstein.

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