Keks-Streik in USA

Beschäftigte des Oreo-Herstellers kämpfen gegen Outsourcing

  • Anjana Shrivastava
  • Lesedauer: 2 Min.

Amerikanische Kinder lieben Oreo-Kekse. Schüler, die in Pandemiezeiten zu Hause bleiben mussten, futterten besonders viele der schwarz-weißen Kekse des Konzerns Nabisco. Das bescherte dem Nabisco-Mutterkonzern Mondelez rekordträchtige Umsätze. Satte 3,6 Milliarden US-Dollar Gewinn bei 26,6 Milliarden Umsatz waren es im vergangenen Jahr; 2021 werden die Gewinne noch höher sein. In der Pandemie haben Nabisco-Arbeiter regelmäßig in 16-Stunden-Schichten gearbeitet, auch am Wochenende. Das Management war dagegen im Homeoffice, feierte die »systemrelevanten Arbeiter« in den Fabriken als »Helden«. Doch jetzt will die Firma die langjährig gültige Überstundenregelung abschaffen. Lohn in Höhe von bis zu 10.000 US-Dollar pro Jahr könnte jedem Arbeiter verloren gehen, so Beschäftigtenvertreter. Außerdem soll die Krankenversicherung der Arbeiter für diese teurer werden.

Wegen des enormen Widerspruchs zwischen Gewinn und Sparpolitik streiken nun mehr als 1000 Arbeiter in fünf US-Bundesstaaten gegen den internationalen Konzern mit Hauptsitz in Chicago. Die Stadt hat gegen Nabisco diesen Sommer 500.000 US-Dollar Strafen wegen unlauterer Lohnpolitik verhängt. Der jetzige Streik - der erste bei Nabisco seit 52 Jahren - ist ein verzweifelter Abwehrkampf. In Portland, wo der Streik begann, erzählen die Gewerkschafter der BCTGM Local 364 (Bakery, Confectionary, Tobacco Workers and Grain Millers International), dass sie nur verteidigen wollen, was sie bis jetzt immer hatten. Mit Wehmut denken sie an die Zeit zurück, als Nabisco noch ein eigenständiges Familienunternehmen war.

Mondelez’ Auslagerungspolitik ist nicht neu. Schon 2016 haben sowohl Hillary Clinton als auch Donald Trump die Nabisco-Mitarbeiter unterstützt, als Mondelez die Produktion der Oreo-Kekse von Chicago nach Salinas, Mexiko, verlegen wollte. Trump hatte versprochen, keine Oreos mehr zu essen. Hillary Clinton wollte Firmen wie Mondelez Steuervergünstigungen verweigern. Gleichzeitig hat Mondelez in den letzten Jahren für alle Nabisco-Arbeiter Rentenbeiträge stark gekürzt. Etliche Arbeiter können es sich nicht mehr leisten, in Rente zu gehen.

Nun haben die Belegschaften entschieden, weitere Einschränkungen nicht mehr hinzunehmen: Sie streiken in Oregon, Colorado, Illinois, Georgia und Virginia. Dieses Jahr sind bereits zwei Fabriken geschlossen worden: in New Jersey und in Georgia. 1000 Arbeiter haben ihre Jobs verloren, die Gewerkschaft ungefähr die Hälfte ihrer Mitglieder, die bei Nabisco arbeiten. Die Streikenden fürchten weiteres Outsourcing. Das zeigt auch ein Fall in Großbritannien. Der Konzern erwarb dort 2010 die Cadbury-Schokoladen-Produktion. Die Marke ist vor allem bei englischen Kindern beliebt. Cadbury wollte eine Fabrik mit 400 Arbeitern schließen, Mondelez kam zur Rettung. Der Konzern erklärte, alle Arbeitsplätze erhalten zu wollen, hielt das Versprechen aber nicht. Deswegen verlangen die Streikenden der BCTGM-Gewerkschaft nun eine inländische Produktionsgarantie für die USA.

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