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Der schwierige Weg zur Schwammstadt
Klimagerechter Umbau von Siedlungen und Infrastruktur als Jahrhundertaufgabe
Die Physik ist einfach: Wärmere Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen - pro Grad immerhin sieben Prozent. Und entsprechend kann es mit der Klimaerwärmung zu deutlich heftigeren Niederschlägen kommen. Dazu kommt, dass statt großflächigem Dauerregen kleinräumiger Starkregen häufiger wird. Außerdem wird kurzer extremer Starkregen deutlich großflächiger und etwas intensiver werden. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse eines Projektes, das im Rahmen der Strategischen Behördenallianz »Anpassung an den Klimawandel« am Donnerstag beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach vorgestellt wurde.
So einfach die physikalische Erklärung ist, so überraschend war dennoch das Ausmaß des Starkregens, der mit dem Tiefdruckgebiet »Bernd« Mitte Juli über Teilen Belgiens sowie der Bundesländer Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen vom Himmel fiel. DWD-Vorstand Klima und Umwelt Tobias Fuchs: »Das Regengebiet hatte über die sehr lange Dauer von 48 Stunden zugleich eine enorme Größe von gut 43 000 Quadratkilometern. Diese Kombination ist äußerst selten und brisant.«
Klimaprojektionen deuten darauf hin, dass sich die Zahl von Extremwetterereignissen durch den globalen Klimawandel in Zukunft noch weiter erhöhen könnte und diese intensiver werden. Um die Häufigkeit und Ausprägung solch extremer Starkregenereignisse besser abschätzen zu können, wurden in dem Projekt »Klassifikation meteorologischer Extremereignisse zur Risikovorsorge gegenüber Starkregen für den Bevölkerungsschutz und die Stadtentwicklung (KlamEx)« die Niederschlagsdaten von 2001 bis 2020 analysiert. An dem Projekt KlamEx beteiligten sich das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk und der Deutsche Wetterdienst.
Auf Grundlage der Daten der bundesweit 17 Niederschlagsradarstationen des DWD entstand ein Katalog extremer Niederschlagsereignisse in Deutschland für die Zeit ab 2001. Anders als die weiter zurückreichenden Daten der Wetterstationen, die mit ihrer Messdichte von etwa 15 Kilometern nur ein Drittel der tatsächlichen Starkregenereignisse erfassen können, sind in den Radardaten auch lokale Ereignisse abzulesen, erläutert DWD-Experte Fuchs. Die Daten beinhalten neben der Niederschlagsintensität Informationen zur räumlichen Ausdehnung und Dauer der Ereignisse, die wesentliche Aspekte im Hinblick auf die Extremität und die potenzielle Schadwirkung darstellen. Der zusätzlich mit einer Vielzahl meteorologischer und geografischer Attribute sowie Einsatzdaten von Feuerwehren gekoppelte Ereignisdatensatz lieferte die Grundlage für die im Projekt durchgeführten statistischen Auswertungen.
KlamEx hat gezeigt: Die konkrete Gefahr durch Starkregen ist dabei entscheidend von den örtlichen Gegebenheiten abhängig, denn nicht jedes auftretende Ereignis löst an sich auch Schäden und daraus folgende Einsätze aus. Als maßgebende Faktoren wurden die lokale Topografie und der Urbanisierungsgrad identifiziert. Einsatzorte der Feuerwehren liegen signifikant häufiger in Senken sowie an Orten mit dichter Besiedelung und starker Flächenversiegelung. Wie groß die jeweilige Mehrbelastung der Einsatzkräfte war, ließ sich mangels einheitlicher Meldedaten nicht ermitteln.
»Starkregen kann jeden treffen! Und dieses Problem wird sich in einer heißeren Zukunft weiter verschärfen. Es ist deshalb dringlich zu handeln - und das ist möglich! Wir müssen durch Klimaschutzmaßnahmen den Temperaturanstieg begrenzen, der die Niederschlagsextreme verstärkt. Zugleich müssen wir durch Anpassungsmaßnahmen eine Infrastruktur aufbauen, die die Schadenswirkung von Starkregenereignissen, insbesondere in urbanen Regionen, abfedern kann«, so DWD-Vorstand Fuchs.
Genau da ist noch viel zu tun, wie Peter Jakubowski vom BBSR erläuterte. Zum einen fehle es vielerorts trotz existierender Gefährdungskarten am nötigen Risikobewusstsein. »Städte müssen kompakt, klimagerecht und wassersensibel umgebaut werden, damit möglichst viel Niederschlag versickern kann und Starkregen besser aufgehalten wird,« sagt Jakubowski. »Dieser Umbau der Städte ist kosten- und zeitintensiv, weshalb über zusätzliche Förderungen diskutiert werden muss.«
In diesem Kontext werde gern von der Schwammstadt gesprochen. Es sollte viele Flächen geben, die das Wasser aufsaugen wie ein Schwamm. Es gelte, Flächen wie Parkplätze oder Schulhöfe zu entsiegeln. Mehr Grün - so Jakubowski, sei nicht nur nützlich, um sich vor den Folgen von Extremwetter - Starkregen wie Hitze - zu schützen. Mehr Grün sei auch eine Investition in Lebensqualität in den Städten.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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