Noch weniger zum Leben

Lisa Ecke über die geplante Anpassung der Hartz-IV-Regelsätze

Gerade einmal zehn Cent mehr am Tag sollen Hartz-IV-Beziehende nach Informationen der Deutschen Presseagentur ab 2022 bekommen. Der Regelsatz steigt dann um drei Euro auf monatlich 449 Euro, das entspricht einer Erhöhung von 0,67 Prozent. Für Kinder bis 13 Jahren sind demnach sogar nur zwei Euro mehr als aktuell vorgesehen. Damit werden nicht einmal die Preissteigerung ausgeglichen.

Laut Statistischem Bundesamt waren im Juli dieses Jahres die Gemüsepreise im Vergleich zum Vorjahresmonat um über sieben Prozent gestiegen, Nahrungsmittel allgemein sind 4,3 Prozent teurer. Auch die Kosten für Freizeitaktivitäten, Unterhaltung und Kultur sind demnach 2,6 Prozent höher als vor einem Jahr. Dazu noch die extreme Steigerung der Energiekosten ...

Die geplante »Anpassung« der Hartz-IV-Regelsätze ist also keinesfalls eine Angleichung an die veränderten Verbraucherpreise, sondern entspricht stattdessen sogar einer Kürzung. Dabei müssen Betroffene schon heute mit so wenig Geld auskommen, dass an existenznotwendigen Dingen gespart werden muss. Die Armut unter den Hartz-IV-Beziehenden wird sich also noch weiter zuspitzen, ihre Ausgrenzung vom gesellschaftlichen Leben weiter wachsen.

Ganz davon abgesehen, dass das Hartz-IV-System an sich weg muss, um den Menschen stattdessen endlich ein angemessenes Leben zu ermöglichen, sollte bis dahin doch zumindest ein Leben oberhalb der Armutsgrenze angestrebt werden. Das würde nach den Berechnungen verschiedener Studien bedeuten, die Hartz-IV-Sätze auf mindestens 600 Euro anzuheben. Nur so kann der Mindestbedarf von Menschen gedeckt werden, so wäre annährend gesellschaftliche Teilhabe möglich. Dass nun aber mit der geplanten »Anpassung« der Lebensstandard von Menschen in Hartz IV noch weiter verschlechter wird, ist erschütternd. Die zehn Cent mehr pro Tag sind grotesk wenig und eine Verhöhnung der Menschen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!