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Der Anschlag ändert nichts
Moritz Wichmann über den Terror am Flughafen von Kabul
Die konservative Scheinheiligkeit, sie erreicht angesichts des Terroranschlags vor dem Flughafen in Kabul neue Höhen. Ein Zurückweichen aus Afghanistan würde neuen Terror bedeuten, der »uns« auch nach Hause folgen werde, argumentieren etwa führende »Bild«-Journalisten.
Dabei hat das rechte Boulevardblatt, das nun Krokodilstränen für nichtislamistische Afghan*innen vergießt, die im Land gefangen sind, noch vor wenigen Wochen den Kurs der Bundesregierung propagandistisch begleitet, Geflüchtete in das Land am Hindukusch abzuschieben. Und die Eskalation des Terrors? Von der waren westliche Soldaten 2020 weniger betroffen, das afghanische Militär dafür umso mehr. Der Terror hat nur dieses Mal auch US-Soldaten getroffen.
Der Anschlag zeigt nur noch einmal eindrücklich die Stärke der Islamisten im Land, nur, dass jetzt auch Konservative in Deutschland und den USA lautstark auf sie aufmerksam machen – aus durchschaubaren Gründen. In den Vereinigten Staaten bäumen sich die Kriegspropagandisten dieser Tage noch einmal auf. Die Republikaner versuchen, in ihrer Kampagne gegen US-Präsident Biden nachzusetzen und fordern seinen Rücktritt.
Auch der außenpolitische militärisch-industrielle Medienkomplex und seine »Experten« im US-Kabelfernsehen haben nun neues Futter , Zweifel zu säen an der Abzugspolitik von Joe Biden. Man suggeriert, es hätte eine bessere US-Abzugspolitik zur aktuellen geben können – was weder be- noch widerlegbar ist.
Weil es laut Umfragen zu unpopulär ist, können sie nicht offen sagen, was sie eigentlich wollen: nämlich eine dauerhafte Besatzung Afghanistans, von der vor allem Rüstungskonzerne und deren Subunternehmer profitiert hätten. Nun sollen zumindest die politischen Kosten für eine weniger expansive Außenpolitik erhöht werden.
Und Biden? Der droht wie andere Präsidenten auch den ISIS-Terroristen Vergeltung an, will aber weiter evakuieren. Der Anschlag ändert nichts.
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