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Die Verzweiflung in Kabul wächst

Hunderte sitzen am Flughafen fest. Außenminister Maas verhandelt mit Anrainerstaaten Afghanistans

  • Lesedauer: 2 Min.

Kabul. »Wir haben Dokumente, aber keiner kümmert sich um uns«, zitiert der afghanische Sender Tool News Menschen, die derzeit in Kabul rund um den Flughafen ausharren und eine Ausreise aus Afghanistan bislang nicht geschafft haben. Nur noch wenige können in den letzten Stunden des Abzuges der US-Truppen noch mit Militärmaschinen das Land verlassen.

Zur verzweifelten Lage tragen Raketenbeschüsse bei. Mehrere Geschosse seien auf den Flughafen abgefeuert worden, hieß es am Montag. Der Angriff geht nach deren eigenen Bekenntnis auf die Gruppe »Islamischer Staat Khorasan« zurück, die sechs Katjuscha-Raketen abgefeuert haben will. Ein US-Raketenabwehrsystem führte einen Gegenschlag aus. Nach Angaben aus Washington habe der Angriff die laufenden Abzugsflüge nicht behindert, meldete der Sender Al Dschasira. Eine Flucht aus Afghanistan scheint derzeit nur noch über den Landweg - durch das von den Taliban kontrollierte Land - möglich zu sein.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sagte unterdessen weitere Soforthilfen in Millionenhöhe für Geflüchtete aus Afghanistan zu. Zusätzlich zu den bereits zur Verfügung gestellten 100 Millionen Euro für Hilfsorganisationen, die Geflüchtete in den Nachbarländern unterstützen, sollen weitere 500 Millionen Euro an die betroffenen Nachbarstaaten gehen, sagte Maas am Montag auf einer Pressekonferenz mit seinem tadschikischen Kollegen Sirojiddin Muhriddin in der Hauptstadt Duschanbe. Zugleich sagte Maas Tadschikistan weitere Unterstützung bei der Entwicklung seiner Wirtschaft zu, vor allem im Energie- und Gesundheitsbereich sowie bei der Infrastruktur. Ganz offensichtlich geht es dem Bundesaußenminister jedoch vor allem darum, nur noch jene Menschen in Deutschland aufzunehmen, die bereits eine Zusage dafür erhalten haben. Gespräche führte Maas dazu auch in Usbekistan.

Das Auswärtige Amt wies unterdessen Vorwürfe der Initiative »Luftbrücke Kabul« zurück, deren Rettungsaktionen seien blockiert worden. Man habe die Initiative unterstützt, aber auch gewarnt, dass es schwierig werden könne, Menschen aus Kabul auszufliegen. Unionspolitiker werfen dem SPD-geführten Auswärtigen Amt derweil mangelnde Weitsicht vor.

Im rheinland-pfälzischen Ramstein warten inzwischen 15 000 aus Afghanistan evakuierte Menschen auf ihre Weiterreise in die USA. Sie werden in Zelten auf dem US-Stützpunkt untergebracht und medizinisch versorgt. nd/Agenturen

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