Auffrischungsimpfungen ab September

warum ist trotz impfung eine coronavirus-erkrankung möglich?

  • Lesedauer: 4 Min.

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie bieten alle bisher zugelassenen Impfstoffe einen hohen Schutz. Je nach Impfstoff verringern die sogenannten mRNA-Präparate von Biontech/Pfizer und Moderna um bis zu 95 Prozent die Gefahr, an Covid-19 zu erkranken. Bei den Vektorimpfstoffen ist die Wirksamkeit nach Vollimmunisierung etwas geringer: Beim Impfstoff AstraZeneca sind es bis zu 80 Prozent, bei Johnson & Johnson bis zu 66 Prozent.

Impfdurchbrüche keine Seltenheit

Doch selbst wenn die Impfstoffe das Risiko einer Covid-19-Infizierung deutlich reduzieren, so bleibt im Umkehrschluss festzuhalten, dass es keinen hundertprozentigen Schutz gibt. Wie bei anderen Viren auch kann es auch hier zu sogenannten Impfdurchbrüchen kommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand trotz vollständiger Impfung mit dem Coronavirus infiziere und Symptome entwickle, sei »niedrig, aber nicht Null«, betont das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin.

Im RKI-Situationsbericht von Mitte Juli listete das Institut 5374 registrierte Impfdurchbrüche seit Anfang Februar auf. 676 Betroffene mussten im Krankenhaus behandelt werden, davon waren 614 älter als 60 Jahre.

Warum es gerade in Pflegeheimen trotz vollständiger Impfung der Bewohner zu erneuten Corona-Ausbrüchen kommen kann, hat die Berliner Charité untersucht. Eine wesentliche Rolle spiele die im Alter nachlassende Immunreaktion. Diese sei nach der Impfung »deutlich verzögert« und erreiche nicht das Niveau von Jüngeren, so die Charité.

Defizite bei der Immunantwort gibt es auch bei Jüngeren, etwa wenn das eigene Immunsystem nach einer Organtransplantation mit Medikamenten gezielt unterdrückt wird. Daten zeigen, »dass die Immunantwort in Abhängigkeit zur Immunsuppression bei Organtransplantierten viel schlechter sein kann«, sagte der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens. »Sie liegt dann nur noch bei 50 Prozent.« Auch bei Rheuma- und Krebspatienten könne die Immunantwort weitaus schwächer ausfallen.

Zudem können Corona-Mutanten die Effizienz von Impfstoffen leicht verringern. Aktuelle Studien lassen aber darauf schließen, dass die meisten Impfstoffe auch gegen solche Varianten schützen. Nachgewiesenermaßen seien die Präparate von Biontech/Pfizer und AstraZeneca gegen die Delta-Variante wirksam, eine vollständige Immunisierung vorausgesetzt.

Neuer Nachweis des Impferfolgs

Inzwischen gibt es durch das Medizintechnik-Unternehmen aus Moers einen Schnelltest, der Antikörper gegen den COVID-19-Erreger im Blut zuverlässig innerhalb von 15 Minuten nachweisen und somit Auskunft über den Impferfolg geben kann. Der sperrige Name lautet NADAL-COVID-19 S1-NAb Test.

Thomas Zander, Geschäftsführer der nal von minden GmBH, die diesen Schnelltest entwickelt hat, geht auf den Ausgangspunkt zurück: »Die Menschen möchten Klarheit nach einer Corona-Impfung. Hat es bei mir funktioniert? Wenn eine Impfung tatsächlich gewirkt hat, bilden sich im Körper eines Menschen Antikörper gegen diese Erkrankung. Diese Antikörper sorgen dafür, dass der Krankheitserreger, in diesem Fall die Coronaviren, bei einem Kontakt wiedererkannt und schnell abgewehrt werden kann.«

Mit dem Test sei Nachweis über die Antikörper im Blut einfach, so Zander. »Ein winziger Piks in den Finger, halb so groß wie bei der Blutzuckerkontrolle, reicht für den Test aus. Das Tröpfchen Blut wird auf die beigefügte Testkassette gegeben, und innerhalb von 15 Minuten ist das Ergebnis ablesbar.«

In der Regel sei bei Corona-Impfungen mit zwei Terminen empfehlenswert, den Schnelltest nach der ersten oder zwei Wochen nach der zweiten Impfung durchzuführen. »Natürlich kann der Test auch Wochen und Monate später durchgeführt werden, denn bisher weiß niemand verlässlich, wie lange eine Corona-Impfung vor Coronaviren schützt«, so Zander.

Über den neuen Schnelltest liegen inzwischen umfassende internationale Studien vor. Weitere würden »zeitnah« an deutschen Forschungseinrichtungen folgen. Mit Sicherheit könne schon jetzt gesagt werden, dass dieser Antikörpertest bei allen Impfstoffen - wie Biontech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca, Johnson & Johnson - funktioniert.

Auffrischungsimpfung ab September

Experten sind sich inzwischen weitgehend darin einig, dass eine Auffrischungsimpfungen besonders für Risikogruppen nötig ist. Diese dritte Impfung soll es ab September vor allem für ältere Menschen, Pflegebedürftige und Menschen mit geschwächtem Immunsystem geben. Für Pflegeeinrichtungen und Altenheime sollen dafür mobile Impfteams eingesetzt werden. Auch vollständig Geimpfte, die mit einem Vektorvirenimpfstoff geimpft wurden, sollen die Möglichkeit bekommen, sich beim dritten Mal mit dem mRNA-Vakzin der Hersteller Pfizer und Biontech impfen zu lassen. dpa/nd

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