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Schulnote mangelhaft
Große Mehrheit wünscht sich für benachteiligte Kinder eine intensivere Betreuung durch Lehrkräfte
Die »sozial schwächeren« Schüler hatten während der Corona-Pandemie in vielen Fällen »deutlich größere Schwierigkeiten«, weiterhin im normalen Tempo zu lernen, erklärte Katharina Werner vom ifo-Institut am Dienstag bei der Vorstellung des ifo-Bildungsbarometers 2021. Viel Unterstützung sei weggefallen, in vielen Fällen hätten besonders diese Schüler unter den Schulschließungen gelitten. In der größten repräsentativen Umfrage zum Thema Bildung haben 83 Prozent der Befragten angegeben, dass sie sehr oder eher für eine intensivere Betreuung von Kindern aus schwierigen sozialen Verhältnissen infolge der durch Corona entstandenen Lerndefizite sind. Laut Werner könnte man die Ergebnisse so erklären, dass diese soziale Benachteiligung bis zu einem bestimmten Grad im Bewusstsein der Menschen angekommen sei.
Besonders schlecht benoten die Befragten demnach auch den Umgang der Politik während Corona mit Schülern und Schülerinnen aus »schwierigen sozialen Verhältnissen«: 51 Prozent gaben dafür die Noten vier, fünf und sechs. Aber auch der politische Umgang mit allen Schülern wird von vielen der Befragten als schlecht bewertet. Lediglich 25 Prozent vergaben die Noten »gut« beziehungsweise »sehr gut«. Auch den Umgang der Politik mit den Eltern aus schwierigen sozialen Verhältnissen bewertet die Hälfte mit den Schulnoten fünf und sechs. In der Umfrage wurde auch nach der Befürwortung der Corona-Schulschließungen gefragt. Fast drei Viertel sind dafür, dass es bei künftigen möglichen Schulschließungen einen verpflichtenden Online-Unterricht. gibt. Diese große Zustimmung ließe sich allerdings nicht gleichsetzen mit einer Zufriedenheit über die bisherigen Angebote, erläuterte Werner.
Bei der Frage, welche digitalen Formate auch nach Corona noch im Unterricht genutzt werden sollten, gab es die geringste Zustimmung für den sogenannten Hybridunterricht, bei dem Schüler und Schülerinnen entweder online oder in Präsenz teilnehmen können. 81 Prozent befürworteten verpflichtende Fortbildungen für Lehrer im Bereich Online-Unterricht. Die Mehrheit sprach sich für die Verwendung von Computern oder Tablets im Unterricht aus, auch digitale Lernplattformen und Online-Sprechstunden mit den Lehrkräften für Eltern finden eine große Zustimmung.
Gut drei Viertel begrüßten der Umfrage zufolge die Initiative des Bundes, eine Milliarde Euro für Nachhilfeprogramme bereitzustellen, um coronabedingte Lernrückstände auszugleichen. Für verpflichtenden Förderunterricht für alle Schülerinnen und Schüler, beispielsweise am Nachmittag, sprachen sich 53 Prozent aus. Zusätzliche Förderkurse nur für leistungsschwächere oder aus schwierigen Verhältnissen stammende Kinder befürworteten 68 beziehungsweise 66 Prozent der Befragten. Knapp die Hälfte sind zudem sehr oder eher für verpflichtende Nachhilfeangebote während der Schulferien.
In der Umfrage wurden die Teilnehmenden außerdem auch zur Vermittlung demokratischer Kompetenzen befragt. 64 Prozent sind laut ifo-Institut sehr oder eher dafür, dass dies bereits im Kindergarten geschehen soll, für das Grundschulalter liegt der Wert bei 76 Prozent, bei Schülern und Schülerinnen an weiterführenden Bildungseinrichtungen sind es 84 Prozent. Große Mehrheiten befürworten länderübergreifende Bildungsstandards und regelmäßige Vergleichstests für gesellschaftliche Kompetenzen. Als sehr wichtige Kompetenzen bewerten die meisten der Befragten (77 Prozent) Lese- und Schreibkompetenzen, gefolgt von mathematischen (50 Prozent) und dann demokratischen Kompetenzen (48 Prozent).
Als mit den coronabedingten Schulschließungen auch die Assistenz für Kinder mit Behinderung wegfiel, wurde deutlich, wie wichtig deren Inklusion an Regelschulen ist, meint Daniel Horneber.
Bereits im August vergangenen Jahres hatte das ifo-Institut eine Umfrage zu den Auswirkungen der Schulschließungen im ersten Halbjahr 2020 durchgeführt. Auch diese hatte zum Ergebnis, dass Kinder, die bereits vor der Corona-Pandemie leistungsschwächer waren, während der Homeschoolingphase besonders benachteiligt waren. Insgesamt verringerte sich die tägliche Lernzeit von sieben auf dreieinhalb Stunden. Kinder aus Akademikerfamilien hatten durchschnittlich jedoch rund eine Viertelstunde mehr pro Tag mit Schulaufgaben verbracht. Zudem hatten sozial benachteiligte Schulkinder weniger Rückmeldungen von Lehrkräften erhalten.
Auch damals schon hatte rund die Hälfte der Befragten die Schulpolitik für Kinder aus »sozial schwachen« Familien mit der Schulnote vier oder schlechter bewertet, ebenso wie in der aktuellen Befragung. Eine Verbesserung für benachteiligte Kinder in den darauffolgenden Schulschließungen hat es demnach nach Meinung der meisten Menschen nicht gegeben. Das große Ausmaß der gesteigerten Bildungsungleichheit durch die Schulschließungen sei in der öffentlichen Wahrnehmung sehr bekannt und präsent, kommentierte Philipp Lergetporer vom ifo-Institut am Dienstag die Ergebnisse des Bildungsbarometers 2021.
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