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»Viel Rüstung, wenig innovatives Hirn«

Waffenschmiede Heckler & Koch steigert massiv Gewinn - Friedensaktivist Jürgen Grässlin übt auf Hauptversammlung scharfe Kritik

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 4 Min.

Am Leid der einen verdienen oftmals die anderen. Diese traurige Gewissheit fand ihre aktuelle Bestätigung auch am Dienstag auf der Hauptversammlung der Heckler & Koch AG (H&K). Der Rüstungskonzern hatte demnach mit Sturmgewehren, Maschinenpistolen und anderen Waffen zuletzt mehr Profit gemacht als je zuvor in seiner Geschichte. Der Gewinn sei im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 50 Prozent auf 11,5 Millionen Euro gestiegen, teilte die Firma auf der Versammlung in Oberndorf mit. Den Umsatz habe man um etwa drei Prozent auf 143,5 Millionen Euro steigern können. Als einen Grund für die Entwicklung nannte die Firma Investitionen in moderne Maschinen und bessere Abläufe, die sich auszahlten.

Der noch vor einigen Jahren angeschlagene Rüstungskonzern konnte sich somit finanziell wieder stabilisieren. 2017 und 2018 waren Verlustjahre für Heckler & Koch, danach ging es aufwärts. Größter Kunde bleibt dabei die Bundeswehr, die in den nächsten Jahren neue Maschinengewehre von der Schwarzwälder Waffenschmiede bekommen soll. An die US-Armee liefert die Firma Scharfschützengewehre, zudem bringt die Modernisierung von Sturmgewehren der britischen Armee Geld in die Kasse.

Nicht alle sind darüber erfreut. Auf der Hauptversammlung äußerten Kritische Aktionäre deutlich ihren Unmut über die Geschäftspraktiken des Rüstungskonzerns. »Bei H&K regiert eindimensionales Denken«, beschwerte sich so etwa Jürgen Grässlin, Sprecher der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen und der Kampagne »Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!«. Laut dem Friedensaktivisten exportiere H&K Waffen an Staaten, die »wie Indien, Indonesien und Südkorea die selbst gesetzte Grüne-Länder-Strategie konterkarieren« und an »Militäreinheiten, die wie US-Spezialeinheiten und die französische Fremdenlegion mit H&K-Waffen schwere Menschenrechtsverletzungen begehen und völkerrechtswidrig intervenieren«.

Mit der finalen Ablehnung eines eigenen Opferfonds beziehungsweise der Beteiligung am Opferfonds des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag ignoriere die H&K-Führung zudem die »massive Schuld am weltweiten Massenmorden mit H&K-Waffen«, so der Friedensaktivist. Dass sich die H&K-Führung stattdessen mit einem Finanztopf um Soldaten kümmern will, sei blanker Zynismus. »Hier besteht die Gefahr, dass Täter zu Opfern verklärt und sogar finanziell unterstützt werden.«

Immerhin gestand laut Grässlin die H&K-Führung ein, dass der spätere H&K-Firmenmitbegründer Edmund Heckler in der Zeit des Naziregimes schwerste Menschenrechtsverletzungen begangen hatte und für den Tod zahlreicher Menschen die Verantwortung trägt. »Jedoch weigert sich die H&K-Führung weiterhin, diesen Schwerstverbrecher und Massenmörder aus dem Firmennamen zu tilgen«, kritisierte der langjährige Friedensaktivist.

Laut Grässlin wurden auf der Aktionärsversammlung weiter »zukunftsweisende Entwicklungen wie die Umstellung auf eine sinnvolle nachhaltige Fertigung durch Rüstungskonversion« kategorisch verweigert. »Wer sollte als ethisch und moralisch gesinnter Aktionär Geld in so ein Unternehmen Geld investieren?«, fragte der Aktivist. Für ihn zeigten sich auf der Versammlung der Vorstand und Aufsichtsrat erneut als »träge und ignorant agierende Dinosaurier«. Das vermeintliche Motto der Firmenspitze beschrieb Grässlin als »viel Rüstung und Panzer, wenig innovatives Hirn«. Die Dinosaurier seien jedoch ausgestorben, führte er aus.

Einzig positiv bewertete der Friedensaktivist die Tatsache, dass seine beiden Gegenanträge für die Kritischen Aktionäre zur Nichtentlastung von Vorstand und Aufsichtsrat 25,2 Prozent der Stimmen erhalten haben. Dieses Ergebnis bezeichnete Grässlin als »beachtlich«.

Sehr zufrieden zeigte sich stattdessen Jens Bodo Koch, Vorstandsvorsitzender der H&K AG, nach der Hauptversammlung. »Mit unseren Produkten sind wir schon heute unverzichtbar in der Sicherheitsarchitektur freiheitlich-demokratischer Staaten«, sagte der Vorsitzende. »Durch neue Produkte, den Ausbau unseres Dienstleistungsbereichs sowie unserer Vertriebsstrategie, die sich strikt auf sogenannte grüne Länder fokussiert, werden wir diesen Kurs in den kommenden Jahren weiter verstetigen.« Das »grüne Länder«-Konzept des Konzerns verweist auf die »strikte Einhaltung von Recht und Gesetz sowie das Leben von ethischen Standards«, Kritiker zweifeln jedoch die Ernsthaftigkeit solcher Erklärungen stark an.

Heckler & Koch hat rund 1000 Beschäftigte, davon sind mehr als 900 am Stammsitz in Oberndorf im Schwarzwald tätig. Zu den Konkurrenten des Unternehmens gehört C.G. Haenel aus Suhl in Thüringen. H&K und Haenel streiten schon seit Längerem um einen Großauftrag des Bundes über 120 000 Sturmgewehre für die Bundeswehr. Zuletzt hatte der Bund bekannt gegeben, den Auftrag an H&K vergeben zu wollen. Doch Haenel legte Rechtsmittel ein, im März 2022 will das Oberlandesgericht Düsseldorf darüber verhandeln. H&K-Chef Jens Bodo Koch zeigte sich auf der Hauptversammlung zuversichtlich, den Auftrag erteilt zu bekommen. Mit Agenturen

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