Werbung

Airbus hebt ab

Der Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern steigt als Schwergewicht in den Dax auf

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 4 Min.

Erstmals könnte diesen Freitagabend der französisch-deutsch-spanische Flugzeugbauer Airbus in den Leitindex des deutschen Aktienmarktes aufgenommen werden. Der Börsenwert des Streubesitzes beläuft sich auf rund 70 Milliarden Euro. Damit wäre der teilstaatliche Konzern gleich ein Schwergewicht im Deutschen Aktienindex (Dax). Nur Allianz, Linde, SAP und Siemens bringen eine höhere Bewertung auf das begehrte Börsenparkett in Frankfurt am Main.

Dabei hat die Corona-Pandemie den Luft- und Raumfahrtkonzern, der hierzulande vor allem in Norddeutschland und Bayern Betriebsstätten unterhält, hart getroffen: Der Konzernumsatz sank 2020 im Vergleich zum Vorjahr von 70,5 auf 49,9 Milliarden Euro. »Dies spiegelt das schwierige Marktumfeld wider, das sich im Verkehrsflugzeuggeschäft mit einem 34-prozentigen Rückgang der Auslieferungszahlen im Jahresvergleich niedergeschlagen hat«, teilte Airbus mit. Insgesamt wurden 566 Verkehrsflugzeuge ausgeliefert. Im Jahr 2019 waren es noch 863 Flugzeuge.

Mittlerweile ist Airbus aber wieder im Steigflug. Das Servicegeschäft für Flieger läuft gut, Rüstung und der »Zukunftsmarkt Weltraum« (Peter Altmaier) – der Bundeswirtschaftsminister startet am Montag die Umsetzung einer Startplattform in der Nordsee für Airbus und andere europäische Raketenhersteller – lassen für die Zukunft hohe Wachstumsraten erwarten.

Außerdem ziehen Bestellungen und der Verkauf von Verkehrsflugzeugen wieder an. Für das laufende Geschäftsjahr 2021 erwartet Airbus-Chef Guillaume Faury, dass die Auslieferungszahl neuer Jets auf 600 steigen wird. »Auch wenn die Coronakrise noch nicht überstanden ist und sicher noch die eine oder andere Stornierung zu verkraften sein wird, hat Airbus bislang gut durch die Krise manövriert und ein überzeugendes Zahlenwerk vorgelegt«, schreiben die Analysten der Norddeutschen Landesbank. Das Neugeschäft insbesondere bei Verkehrsflugzeugen bleibe angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten der Airlines zwar noch wackelig, mit seiner breiten Produktpalette sei Airbus »aber gut aufgestellt«, um früh von einer Markterholung zu profitieren. Diese wird im Bereich der Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge, dem Brot- und Buttergeschäft von Airbus (A220, A320), früher als im Langstreckensegment erwartet. Doch gut ist Faury, Catherine Guillouard und ihren männlichen Vorstandskollegen in der Konzernzentrale im französischen Toulouse nicht gut genug. Die Airbus-Spitze will den Konzern umstrukturieren.

Die Flugzeugmontage soll neu aufgestellt und drei neue Unternehmen sollen gegründet werden – eins in Frankreich, zwei in Deutschland. Betroffen sind nach Gewerkschaftsangaben allein in der Bundesrepublik rund 13 000 Beschäftigte. Um die Folgen abzufedern, fordert die IG Metall einen Sozialtarifvertrag, der die Jobs bis ins nächste Jahrzehnt absichert. Eine erste Verhandlung am vergangenen Mittwoch scheiterte. Die nächste Verhandlungsrunde ist für kommenden Dienstag angesetzt.

Den Aktienkurs von Airbus scheint die Aufnahme in den Leitindex Dax zu beflügeln. Dabei geht es den größten Unternehmen an der Börse schon teils besser als vor der Krise. Insgesamt erzielten die 30 Dax-Unternehmen im zweiten Quartal so hohe Umsätze und Gewinne wie nie zuvor! Das ergibt eine Analyse des Beratungsunternehmens EY.
»Bei der Beschäftigung herrscht hingegen Stagnation: 13 Unternehmen haben die Zahl der Beschäftigten erhöht, ebenso viele haben die Mitarbeiterzahl reduziert«, heißt es in der Mitteilung von EY. Bei den neuen Jobs handelt es sich zudem offenbar um viele gering bezahlte Tätigkeiten, etwa beim notorisch verlustreichen Essenslieferanten Delivery Hero. Der Leitindex wurde nun gründlich überarbeitet – eine Folge unter anderem des Wirecard-Skandals. Der Zahlungsdienstleister war trotz Insolvenz noch wochenlang im Dax notiert worden, während der schillernde frühere Wirecard-Chef Markus Braun in Untersuchungshaft saß. Dabei soll der Index eigentlich die deutsche Wirtschaft positiv abbilden, zumindest deren Spitzenkonzerne. Zukünftig wird der Deutsche Aktienindex 40 Titel umfassen und damit etwa 80 Prozent des Börsenwerts aller an der Deutschen Börse in Frankfurt am Main notierten Aktien umfassen.

Bekannte Nachrücker aus dem M-Dax, dem kleinen Bruder des Dax, werden wohl der Online-Modehändler Zalando; Symrise, das Duft- und Geschmackstoffe für die Lebensmittelindustrie herstellt, sowie Siemens’ »Gesundheitssparte« Healthineers. Fehlen wird weiterhin der Star der Börsenszene des ersten Halbjahres, Biontech. Die Aktie des Mainzer Impfstoffherstellers ist an der amerikanischen Börse Nasdaq notiert und dort so viel wert wie Airbus hierzulande.

Ein Dax-Wert muss übrigens nicht unbedingt seinen juristischen Hauptsitz in Deutschland haben, aber er muss vorher an der Deutschen Börse notiert gewesen sein und einen gewissen Umsatz im Aktienhandel hierzulande erzielen. Juristisch zu Hause ist der weltweit größte Flugzeughersteller in Leiden in den Niederlanden. Der neue Dax-40 startet am 20. September.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.