Die Spaltung überwunden

Claudia Krieg findet die Urabstimmung der Klinikbeschäftigten wegweisend

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Woher sie die Kräfte nehmen, die erschöpften Beschäftigten von Vivantes und Charité? Sie wissen, dass sie recht haben. Weil sie Nachtschichten erleben müssen, die sonst nur in Horrorfilmen zu sehen sind. Nur, dass in ihrem Fall echte Menschen sterben oder sich zumindest derart lebensbedrohlich verletzen können, dass das eigentliche Anliegen der Heilung komplett ad absurdum geführt wird.

Es ist einfach kein Wunder, wenn immer mehr Pflegekräfte hinschmeißen und gegen ihren eigenen Berufsethos handeln: Sie können einfach nicht mehr. Und diejenigen, die den Betrieb genauso mit am Laufen halten, die Reinigungskräfte, Laborangestellten, die Menschen, die das Essen zubereiten und austeilen, tausendfach, Tag für Tag? Sie können sich mit ihrem Lohn allein keine Wohnung leisten, ihren Kindern keine Hochschulausbildung bezahlen. Wovon sie reden, muss doch kein Klinik-Geschäftsführer und kein Chefarzt jemals erfahren. Fragt sich nur, mit wem solche großen Vorhaben wie Berlin als »Gesundheitsstadt 2030«, ein Vorzeigeprojekt unter anderem vom Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) dann zu machen sein werden. Allein mit Leasingkräften in Teilzeit, geschlossenen Krankenhausküchen und den Chefetagen wird das wohl nichts werden.

Wo bleibt die Unterstützung? David Wetzel ist Krankenpfleger an der Berliner Charité. Warum er sich an einem Streik beteiligt, erklärt er in diesem Beitrag.

»Die Beschäftigten haben die Faxen dicke«, sagt Verdi-Frau Meike Jäger. Wer kann es ihnen verdenken? Und vor allem haben sie mit gewerkschaftlicher Unterstützung etwas Bemerkenswertes geschafft: Sie haben begonnen, die Spaltung zu überwinden, die unter dem Diktum der Profitorientierung und Gewinnmaximierung innerhalb der Kliniken zu Outsourcing und Druck geführt haben, die den Erfolg im Kapitalismus sichern. Aber Gesundheit ist keine Ware. Der Arbeitskampf der Klinikbeschäftigten ist beispielgebend für alle, die in ihren Betrieben unter schlechten Arbeitsbedingungen leiden, während Unternehmensführungen jeden Kontakt zu dieser Realität verloren haben.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.