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Berlin arbeitet sich aus der Coronakrise
Seit dem ersten Halbjahr ist die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs - die Arbeitslosenzahlen sinken im Vergleich zum Vorjahr deutlich
Wieder geöffnete Restaurants und Geschäfte, eine schrittweise Rückkehr des Kulturlebens, deutlich mehr Touristen in Berlin: Die spürbare Entspannung der Atmosphäre in der Stadt nach dem langen Lockdown und der dritten Corona-Welle scheinen auch die Zahlen aus der Wirtschaft zu bestätigten. Der am Mittwoch vorgelegte Konjunkturbericht »Zur wirtschaftlichen Lage in Berlin - 2. Quartal 2021« der Senatswirtschaftsverwaltung zeigt eine fortgesetzte wirtschaftliche Stabilisierung am Standort Berlin.
Belebt hat sich auch der Arbeitsmarkt. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erreichte im Juni 1,582 Millionen. Das waren 42 400 mehr als im Juni 2019. Zugleich sank die Zahl der Kurzarbeiter - von 142 900 im Januar auf 105 100 im Mai. Vor allem geht die Arbeitslosigkeit wieder zurück. So waren im August 196 200 Personen arbeitslos gemeldet, 8144 weniger als ein Jahr zuvor. Dass das ein nach wie vor höheres Niveau ist als vor der Corona-Pandemie, liegt freilich auf der Hand.
»Die Zeit als Hauptstadt der Arbeitslosigkeit ist endgültig passé«, gibt sich Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) gleichwohl optimistisch. »In den letzten fünf Jahren sind in Berlin mehr als 170 000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstanden - trotz Corona.« Es mache sich auch auf dem Arbeitsmark bezahlt, dass Berlin den Fokus auf Zukunftsbranchen und Innovation gelegt habe.
Wie dem vorgelegten Zahlenwerk zu entnehmen ist, erholen sich die einzelnen Branchen in ganz unterschiedlichem Maße. »Wachstumstreiber ist wie schon zuletzt die Digitalwirtschaft«, heißt es im Konjunkturbericht. Im ersten Halbjahr profitierten, mit Blick auf den entsprechenden Zeitraum 2020, Dienstleistungen und Beschäftigung etwa in den Bereichen Information und Kommunikation von der Stabilisierung. Das produzierende Gewerbe sei gefestigt und das Gründungstempo weiter hoch, heißt es im Bericht. Mit rund 20 700 Neugründungen im 1. Halbjahr lag die »Gründungsmetropole« über dem Vergleichsstand von 2020 und sogar 2019.
Darüber hinaus falle die Industrienachfrage wieder höher aus, und mit einem Umsatzplus von rund 28 Prozent habe der Onlinehandel im 1. Halbjahr geboomt, heißt es.
Nach Einschätzung der Senatorin sind die Auftragsbücher der Berliner Industrie und auch der Bauwirtschaft gut gefüllt. Zudem steige die Konsumlaune. »Noch ist die Lage pandemiebedingt und auch durch Lieferengpässe fragil«, so Pop. Aktuell rechne sie im laufenden Jahr für Berlin mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung um gut drei Prozent.
Anhaltende Sorge bereiten der Wirtschaftsverwaltung Tourismus und Gastgewerbe. So wurde trotz wieder höherer Übernachtungszahlen zur Jahresmitte erst gut ein Viertel des Vorkrisenniveaus erreicht. Mit Blick auf den dort über viele Monate erzwungenen nahezu vollständigen Stillstand wird eingeräumt: »Fortschritte gibt es auch beim Tourismus und Gastgewerbe, allerdings auf einem noch sehr geringen Niveau.«
Ungeachtet der sich abzeichnenden vierten Corona-Welle zeigt sich die Wirtschaftssenatorin entspannt. »Für 2021 stehen die Zeichen insgesamt wieder auf Wachstum«, erklärte sie. Gerade in der Digitalwirtschaft seien laut dem Start-up-Barometer der Beratungsgesellschaft EY im ersten Halbjahr 4,1 Milliarden Euro und damit über die Hälfte der bundesweiten Investitionen an Berliner Start-ups gegangen. Überhaupt sei Berlin mit Blick auf die digitale und ökologische Transformation der Wirtschaft auf einem guten Weg. »Ich bin zuversichtlich, dass die Hauptstadt nach der Coronakrise wieder kräftig durchstartet«, sagte Pop.
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