Umsteigerin

Die ehemals rechte YouTuberin Lisa Licentia will der Linken beitreten

Lisa H., besser bekannt unter ihrem Künstlernamen »Lisa Licentia«, ist, was man gemeinhin eine schillernde Figur nennt. Vor ziemlich genau einem Jahr wurde sie bundesweit bekannt. In der vom Privatsender Pro7 ausgestrahlten Reportage »Rechts.Deutsch.Radikal« inszenierte sie tränenreich ihren Bruch mit der Szene und ließ sich vom Fernsehteam als Lockvogel einspannen, um vom ehemaligen AfD-Fraktionssprecher Christian Lüth möglichst drastische Äußerungen zu erlangen. Als H. in der Dokumentation auftrat, hatte sie schon einen Weg quer durch die deutsche Rechte hinter sich. Überall mischte sie mit, begleitete Aktionen mit ihrer Kamera. Auf Youtube inszenierte sie sich gern als rechte Investigativreporterin und berichtete von linken Protestversammlungen.

An der Glaubwürdigkeit des Ausstiegs von Lisa H. aus der rechten Szene gab es immer Zweifel. Monate, nachdem die Szenen für die Doku gedreht waren, trat sie weiter als Rechte in Erscheinung, etwa bei einer Coronaleugnerdemo im Frühjahr 2020.
Gleichwohl inszeniert sich Licentia mittlerweile als Linke. Veröffentlicht Videos und Tweets, in denen sie sich vor allem zu Feminismus und Antirassismus bekennt. Außerdem ist sie nach eigenen Angaben im Aussteigerprogramm »Spurwechsel« des nordrhein-westfälischen Innenministeriums. Auf Kritik und Nachfragen zu ihrem Ausstieg reagiert sie dünnhäutig.

Am Montag nun erklärte sie auf Twitter, dass sie sei der Linken beitreten wolle, und postete die Eingangsbestätigung des Aufnahmeantrags. Die Reaktionen fielen gemischt aus. Prominente Linke wie Katharina König-Preuss und Robert Fietzke äußerten Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Licentia und plädierten für eine genaue Prüfung ihres Antrags. Andere begrüßten den Schritt. Linke-Bundesgeschäftsführer Jörg Schindler erklärte gegenüber »nd«, »alle Neueintritte« würden geprüft.

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