Von der Fabrikhalle entfremdet

Warum die Gehälter für die VW-Betriebsratsspitze nicht juristisch, aber moralisch zu hoch sind

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 1 Min.

Nun ist es richterlich entschieden: Juristisch gesehen waren die Gehälter für die VW-Betriebsratsspitzen nicht zu hoch. Vier Manager waren angeklagt, sie wurden nun vom Verdacht der Untreue freigesprochen. Dabei ging es auch um das Gehalt des VW-Betriebsratsfürsten Bernd Osterloh.

Die Sache bewegt sich trotzdem in einem moralischen Graubereich. Denn natürlich ist der Job an der Spitze eines Konzernbetriebsrats stressig und sehr verantwortungsvoll. Schließlich vertritt man dort die Interessen tausender Beschäftigter, man bewegt sich irgendwo zwischen Co-Management und innertrieblicher Opposition zur Konzernspitze, muss so manches ausbügeln, was die Chefs vermasselt haben. Dass man sich da fragt, ob man angemessen bezahlt wird, ist nur menschlich.

Doch sind Gehälter von bis zu einer Dreiviertelmillion, wie sie Osterloh erhielt, eben noch angemessen? Auch wenn er damit nicht direkt korrumpiert wurde, so entspricht diese Vergütung eher jener der Konzernführung als jener der Belegschaft, die man als Betriebsrat vertreten sollte. Da fragt man sich, ob diese Gehälter allein schon aufgrund ihrer Höhe die Betriebsratsspitze von der Fabrikhalle entfremdet. Ihre Begrenzung ist deshalb zwar nicht juristisch, aber moralisch geboten.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.