Verteidigerin der Unsichtbaren

Der usbekischen Menschenrechtlerin Walentina Tschupik droht die Ausweisung aus Russland

  • Birger Schütz
  • Lesedauer: 2 Min.

Seit Jahren schlägt sie sich die Nächte in Polizeistationen um die Ohren, holt Migranten aus sklavenartigen Arbeitsverhältnissen, klagt gegen illegale Abschiebungen und bietet von morgens bis abends kostenlosen Rechtsbeistand per Telefon an: Walentina Tschupik ist die bekannteste Verteidigerin der Rechte zentralasiatischer Migranten in Moskau. Fast jeder Wanderarbeiter aus Usbekistan, Kirgistan oder Tadschikistan kennt die Telefonnummer der Vorsitzenden der Menschenrechtsorganisation Tong Jahoni (usbekisch: Der Morgen des Friedens).

Doch nun steckt die 48-Jährige selbst in großen Schwierigkeiten: Am vergangenen Sonnabend wurde die Menschenrechtlerin bei der Rückkehr von einer Reise nach Armenien am Moskauer Flughafen Scheremetjewo überraschend festgenommen. Ihr Status als Flüchtling sei annulliert, erklärten ihr Mitarbeiter des Inlandsgeheimdienstes FSB. Der Grund: Die usbekische Aktivistin halte sich angeblich mit gefälschten Dokumenten in Russland auf. Für die kommenden 30 Jahre sei ihr daher die Einreise verboten. Tschupik, die nun schon seit rund einer Woche ohne Kontakt zu ihrem Anwalt in einer Zelle im Transitbereich des Flughafens sitzt, vermutet allerdings das russische Innenministerium hinter der Aktion. Diesem hatte sie systematische Korruption vorgeworfen und die immer strikter werdenden Migrationsgesetze kritisiert. Tschupik droht nun die Abschiebung nach Usbekistan. Aus dem zentralasiatischen Staat war sie nach dem Massaker von Andischan 2005 geflüchtet. Damals erschossen Soldaten des Diktators Islom Karimow mindestens 400 Demonstranten. Auch ihr sei mit Folter gedroht worden, so Tschupik. Eine Abschiebung in das Land stelle daher eine direkte Gefahr für Tschupiks Leben dar, befürchtet das russische Komitee gegen Folter in einer Eingabe an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

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