- Kommentare
- Maskenpflicht
Entgegen aller Erkenntnisse
Keine Masken mehr an Berliner Grundschulen ab Montag - und weniger Schutz vor einer Erkrankung mit Corona
Es bleibt eine nur schwer nachvollziehbare Entscheidung. Entgegen aller medizinischen Erkenntnisse zum Ansteckungsverhalten des Coronavirus werden am Montag Zehntausende Berliner Grundschüler*innen ohne medizinische Maske in die Schule und in den Unterricht gehen - eine Woche vor Ferienbeginn, mit dem einsetzenden Herbst, angesichts steigender Inzidenz. Ein paar mehr Luftfiltergeräte wurden noch am Freitag in einer bekannten Grundschule ausgepackt, die bisherigen stehen in dem Dutzend der Räume, die nicht »quergelüftet« werden können. Das muss dann zukünftig reichen, obwohl sich erwiesenermaßen das Tragen von Schutzmasken bewährt hat und sich die Kinder in vielen Fällen damit zurechtgefunden haben, ohne diese Anpassungsleistung als besonders positiv hervorheben zu wollen. Denn darum geht es ja nicht. Natürlich freut sich der Großteil der Kinder - vor allem die Jüngeren - ganz sicher, dass das in den meisten Fällen nicht gerade beliebte Utensil wegfällt. Das zweimalige wöchentliche Testen bleibt erhalten. Man kann in vielen Fällen beobachten, dass auch kleine Kinder selbst darauf achten, sich regelmäßig die Hände zu waschen. In den Kollegien dürften die meisten Beschäftigten auch geimpft und vor einer schweren Erkrankung geschützt sein.
Aber die Kinder selbst sind es dann wieder deutlich weniger. Niemand, wirklich niemand kann voraussagen, ob eine Erkrankung im Falle einer Infektion mit dem Coronavirus schwer verläuft oder nicht. Der Zusatz, kein Kind müsse die Maske abnehmen, sondern dürfe es lediglich, zeugt zudem von einiger Unkenntnis über das Sozialverhalten von Kindern. Diese sind gerade in den ersten Schuljahren vor allem damit beschäftigt, sich in vielen Dingen mit anderen zu vergleichen und in den »Peer-Groups« ähnliche Erscheinungsweisen zu (er)finden. Es gibt Kinder, die haben kein Problem mit ihrer Maske, solange die beste Freundin dieselbe aufhat. Und wenn ausgerechnet die sie nun absetzt, auch weil Eltern sie darin bestärken, dann haben es andersherum diejenigen, die sich um eine Ansteckung weiterhin gerechtfertigte Sorgen machen, doppelt schwer.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.