Schräger Vogel

Kyrsten Sinema erzürnt die Demokraten in den USA

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Kyrsten Sinema ist derzeit die vermutlich meistgehasste Demokratin in den USA – unter Demokratenanhängern. Die Senatorin aus Arizona droht mit ihrer Stimme die Agenda von US-Präsident Joe Biden – ein Paket von zwei Infrastrukturgesetzen – scheitern zu lassen. Warum, ist nicht ganz klar.

Eine Erklärung lautet Korruption und Lobbyistenhörigkeit: Sinema hat allein von Pharmafirmen rund 750 000 Dollar erhalten. Die andere wäre politische Strategie: Sie inszeniert sich gerne als parteiübergreifend arbeitende »Unabhängige«, als sogenannter Maverick, wie ihr Vorgänger, der Republikaner John McCain. Doch eine solche Strategie ist im nach links gerückten Arizona nicht mehr nötig, um politisch zu überleben; den Beweis dafür liefert ihr Demokraten-Kollege Mark Kelly, der Bidens Agenda unterstützt.

Eine weitere Erklärung: Die 45-Jährige ist Narzisstin und genießt die Aufmerksamkeit.

Die Senatorin, die jetzt heftig rechts blinkt und im Frühjahr bei einer Abstimmung über die Erhöhung des Mindestlohns in Girl-Boss-Art auftrat und im bunten Outfit mit Nein stimmte, war früher mal relativ links. Die ehemalige Sozialarbeiterin, die dann Jura studierte und als Strafverteidigerin arbeitete, begann ihre politische Karriere bei den amerikanischen Grünen und mit dem Organisieren von Demonstrationen gegen den Irak-Krieg.

2004 trat sie den Demokraten bei und wurde bereits im gleichen Jahr ins Staatsparlament gewählt. 2010 rückte sie in den Staatssenat auf. Zwei Jahre später gewann sie einen Sitz im US-Repräsentantenhaus. Dort war sie die erste offen bisexuelle Abgeordnete. Im Laufe der Zeit rückte sie immer weiter nach rechts, etwa in Finanzfragen. 2018 wurde sie in den US-Senat gewählt. Die Triathletin hat in Treffen mit Lobbyisten um Argumente gebeten, mit denen die Forderungen der Parteilinken in Schach gehalten werden können. Am Wochenende besuchte sie ein Treffen von Lobbyisten in einem Luxus-Spa in Phoenix.

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