Fahrende Maschinen

Industrie forscht an selbstfahrenden Lastwagen und Bussen

  • Eva Roth
  • Lesedauer: 3 Min.

In Fabriken und Lagerhallen sind längst fahrerlose Transportfahrzeuge im Einsatz. Auch auf dem Gelände des Hamburger Hafens seien bereits autonome Lastwagen unterwegs, die mit Containern beladen werden, erläutert Joachim Damasky, VDA-Geschäftsführer für Fahrzeugtechnologie. Außerhalb des Hafens, auf der Straße, steige dann ein Fahrer zu. Nun forsche die Automobilindustrie in Deutschland und in anderen Ländern daran, wie man diese Technologie auf die Straße bringen kann.

Erste Anwendungen gibt es bereits, etwa Assistenzsysteme, die die Geschwindigkeit anpassen. Erlaubt sei in Deutschland auch, dass ein Auto beispielsweise auf der Autobahn bis zu zehn Sekunden komplett eigenständig fährt und die Lenkung übernimmt, danach muss der Fahrer seine Übernahmebereitschaft durch Anfassen des Lenkrades bestätigen.

Nun entwickle die Industrie weitere Automatisierungsstufen. Geforscht werde etwa an Lastwagen, die komplett autonom von einem Paketzentrum zum anderen fahren. Oder an autonomen Bussen, sogenannten People Movern, die beispielsweise in ländlichen Gebieten bei Bedarf fahren oder in Innenstädten von Passagieren bestellt werden können und dann die beste Route selbst berechnen.

Woher die Unternehmen die Trainingsdaten für automatisiertes Fahren beziehen, sei Sache der Firmen selbst, dazu habe sein Verband keine Informationen.

Die Parlamentsmehrheit unterstützt die Entwicklung hin zu mehr autonomen Fahrzeugen. So trat im Juli 2021 ein Gesetz in Kraft, damit autonome Kraftfahrzeuge in bestimmten Bereichen im öffentlichen Straßenverkehr im Regelbetrieb fahren können, ohne einen physisch anwesenden Fahrer. »Damit ist der Weg frei, um selbststeuernde Fahrzeuge ganz regulär auf die Straße zu holen - als erstes Land weltweit«, kommentierte Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Vorgeschrieben ist dabei, dass Insassen und eine »technische Aufsicht«, also eine Person außerhalb des Wagens, das Fahrzeug notfalls stoppen können.

Auch das Ministerium nennt als mögliche »Einsatzszenarien« unter anderem Busse und Verkehre zwischen Verteilzentren. Ziel sei es, bis zum kommenden Jahr Fahrzeuge mit autonomen Funktionen in den Regelbetrieb zu bringen.

Der technische Aufwand für die weitere Automatisierung sei riesig, sagt Damasky. Nötig seien etwa Ultraschall, Radarsysteme und Kameras. Er rechnet auch deshalb damit, dass die Technologie zunächst im kommerziellen Bereich eingesetzt wird, also etwa im Transportwesen.

Wann und in welchen Ländern sich autonome Fahrzeuge durchsetzen, ist ungewiss. Deutsche Firmen konkurrieren jedenfalls mit Unternehmen wie Tesla sowie Waymo, die aus einem Google-Projekt hervorgegangen ist, um Marktanteile. In den USA betreibt Waymo bereits autonome Taxis in Testorten wie Phoenix, auch in China werden sogenannte Robo-Taxis getestet. Peking habe überdies Ende Februar 2020 die Devise ausgegeben, dass bis 2025 ein Drittel aller in China produzierten Autos »selbstfahrfähig« sein sollen, berichtet die Technologie-Nachrichtenseite Heise online. »Die schiere Größe des chinesischen Binnenmarkts ist das gewichtigste Argument für ein lukratives Geschäft.« Eva Roth

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!