Protestzug gegen Wagenplatz-Räumung

Linksautonomes Camp vor dem »Köpi«-Gelände akut bedroht

  • Darius Ossami
  • Lesedauer: 2 Min.

Rund 1500 Menschen haben nach Veranstalterangaben am Samstagabend unter dem Motto »United in Anger« (Vereint in Wut) gegen die Räumung des linksautonomen Wagencamps vor dem eigentlichen Hausprojekt »Köpi« protestiert. Der Demonstrationszug bewegte sich von der Rigaer Straße in Friedrichshain bis zum Gelände des Camps an der Köpenicker Straße in Mitte.

Mehrere Hundertschaften der Polizei begleiteten den Zug engmaschig, die Stimmung war aufgeheizt, es blieb aber friedlich. Vor der »Köpi« wurden die Demonstrierenden mit einem Feuerwerk empfangen, eine Band spielte. Trotzdem ging die Polizei nach dem Ende der Demonstration zum Teil sehr aggressiv gegen die Teilnehmenden vor. Insgesamt wurden nach Polizeiangaben 24 Menschen wegen angeblicher Vermummung und Beleidigung vorübergehend festgenommen, mindestens eine Person wurde verletzt. Außerdem wurden Journalist*innen bei ihrer Arbeit behindert, wie Jörg Reichel von der Deutschen Journalist*innen-Union mitteilte.

Der 9. Oktober ist der Jahrestag der Räumung des Hausprojekts »Liebig34« in Friedrichshain; außerdem soll am kommenden Freitag das Wagencamp »Köpi« geräumt werden. Das 1990 besetzte und 1991 legalisierte »Köpi«-Gelände ist seit 2007 im Besitz der Briefkastenfirma Startezia GmbH, hinter der sich die Sanus AG des Immobilieninvestoren Siegfried Nehls verbirgt. Während die »Köpi« selbst noch Verträge bis 2037 hat, kann der Wagenplatz nach einem Gerichtsurteil vom Juni geräumt werden. Es wird befürchtet, dass das laufende Berufungsverfahren nicht abgewartet wird.

Mit Hilfe der Justiz sollten Fakten geschaffen werden, um ein dann leer geräumtes Areal lukrativer verkaufen zu können, vermutet eine Sprecherin des Camps bei einem Pressetermin am Freitag. Aber: »Wir werden nicht kampflos aufgeben, sondern mit aller Kraft die Räumung verhindern«, betont sie. Man wolle alle Mittel ausschöpfen. »Wir werden alles tun, um unser Zuhause zu schützen.«

Rechtsanwalt Moritz Heusinger sieht eine Chance zur Verschiebung der Räumung: Ein neues Gutachten zeige, dass die Unterschrift des angeblichen Geschäftsführers der Briefkastenfirma Startezia GmbH »höchstwahrscheinlich gefälscht« wurde. Deshalb werde Heusinger diese Woche das Kammergericht auffordern, die Räumung auszusetzen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.