Öffentlicher Dienst häufig von Personalmangel betroffen

Überdurchschnittlich viel Mehrarbeit vor allem in öffentlichen Krankenhäusern

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Beschäftigte im öffentlichen Dienst sind nach Gewerkschaftsangaben überdurchschnittlich häufig wegen Personalmangels von Mehrarbeit betroffen. Wie die Zeitungen der Funke-Mediengruppe am Dienstag berichteten, müssen 45 Prozent der im öffentlichen Dienst Beschäftigten wegen fehlenden Personals mehr arbeiten. In der Privatwirtschaft sind es mit 35 Prozent deutlich weniger. Die Zeitungen berufen sich auf den diesjährigen Personalreport Öffentlicher Dienst des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).

Demnach sind Beschäftigte in öffentlichen Krankenhäuser besonders vom Personalmangel betroffen. Dort gaben 78 Prozent bei einer Umfrage an, oft oder sehr oft wegen fehlenden Personals länger arbeiten müssen. Die Daten stammen den Zeitungen zufolge aus einer repräsentativen Sonderauswertung des DGB Index Gute Arbeit. Zudem muss rund jeder zweite Erzieher und Sozialarbeiter (52 Prozent) sowie rund jede zweite Lehrkraft (49 Prozent) oft länger arbeiten.

Dem Personalreport zufolge liegt auch das Durchschnittsalter der Beschäftigten im öffentlichen Dienst mit 44,5 Jahren merklich höher als in der Privatwirtschaft. 27 Prozent der Beschäftigten werden demnach in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen. Zugleich ist mit 14,5 Prozent der Beschäftigten der Anteil der befristet angestellten Mitarbeit ebenfalls überdurchschnittlich groß.

»Wir erwarten wenig Gutes«
Verdi-Vizevorsitzende Christine Behle warnt vor schwierigen Tarifverhandlungen mit den Ländern

Bei den Ausgaben für den öffentlichen Dienst liegt Deutschland im europäischen Vergleich auf dem vorletzten Platz. Laut DGB-Bericht gibt Deutschland 8,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts für seine Beschäftigten im öffentlichen Dienst aus. Zumindest im Verhältnis zur Wirtschaftskraft lässt sich in der EU damit nur Irland (6,7 Prozent) seinen öffentlichen Dienst weniger kosten.

»Der Handlungsbedarf ist offensichtlich«, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. »Im öffentlichen Dienst ist die Arbeit seit Jahren auf zu wenige Schultern verteilt.« Steuere die Politik nicht gegen, würden sich in Krankenhäusern, Jugendämtern und Schulen die Personalengpässe verschärfen. AFP/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.